Haarausfall bei Chemotherapie: Kühlung der Kopfhaut kann helfen
12. November 2025 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Bei einer Chemotherapie kommt es häufig zu Haarausfall, weil die Medikamente (sogenannte Zytostatika) nicht nur Krebszellen, sondern auch andere sich schnell teilende Zellen im Körper angreifen – dazu gehören auch die Zellen in den Haarwurzeln. Das Haarwachstum stoppt, die Haare fallen aus.
Für viele Betroffene – besonders für Frauen – ist dieser Haarverlust eine der belastendsten Nebenwirkungen der Behandlung. In Befragungen gaben fast die Hälfte aller Patientinnen und Patienten an, dass der Haarausfall die schlimmste Folge der Therapie ist. Mehr als die Hälfte berichten über starke seelische Belastungen, depressive Verstimmungen oder soziale Rückzüge. Etwa 8 % lehnen sogar eine lebensrettende Chemotherapie aus Angst vor Haarausfall ab. In den meisten Fällen beginnen die Haare 1–3 Monate nach dem Ende der Behandlung wieder zu wachsen. Oft sind sie aber zunächst dünner, heller oder haben eine leicht veränderte Struktur. Etwa drei Viertel der Betroffenen berichten über dauerhaft weniger Volumen oder dichteres Haarwachstum.
Eine wirksame Möglichkeit, den Haarausfall zu vermindern, ist das Kühlen der Kopfhaut während der Chemotherapie. Dabei wird eine spezielle Kühlhaube getragen, die die Kopfhaut auf etwa 22 °C abkühlt – vor, während und nach der Medikamentengabe. Dies berichtete ein polnisches Forscherteam auf dem Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) in Paris.
Durch die Abkühlung verengen sich die Blutgefäße in der Kopfhaut. Dadurch gelangen weniger Chemotherapie-Wirkstoffe in die Haarwurzeln. Das verringert die Schädigung der Haarfollikel und kann den Haarausfall deutlich reduzieren. Dem polnischen Forscherteam zufolge zeigen Studien, dass diese Methode ("Scalp Cooling") bei etwa 50–80 % der Patientinnen und Patienten erfolgreich ist.
Haarwuchsfördernde Mittel wie Minoxidil oder Arzneimittel wie Spironolacton oder Bimatoprost helfen in dieser speziellen Situation nicht, so die Wissenschaftler. Sie können den durch die Chemotherapie ausgelösten Haarausfall nicht verhindern.
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