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„Trichodynie“ und „empfindliche Kopfhaut“
13. März 2025 - Dr. A. Finner, Dr. U. Schwichtenberg

Der Begriff „Trichodynie“ beschreibt eine schmerzhafte Empfindlichkeit der Kopfhaut, die häufig mit Haarausfall einhergeht. Trichodynie tritt bei ca. 20 bis 30 % der Frauen und bei ca 9 % der Männer mit Haarausfall auf. Ein wichtiger Punk ist dabei: Trichodynie führt nicht zu Haarausfall, sondern ist ein Phänomen, das zusammen mit Haarausfall auftreten kann. Eine große Studie zeigte, dass Trichodynie sowohl bei diffusem Haarausfall als auch bei anlagebedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie, AGA) vorkommen kann. Interessanterweise gab es jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Trichodynie und der Stärke oder Art des Haarausfalls. Der Begriff setzt sich aus zwei altgriechischen Wörtern zusammen: „Trich-“ bedeutet „Haar“, „-dynia“ bedeutet „Schmerz“.

Untersuchungen deuten darauf hin, dass Trichodynie oft mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder somatoformen Störungen verbunden ist. Bei somatoformen Störungen handelt es sich um körperliche Beschwerden ohne erkennbare organische Ursache. Die Patienten suchen häufig medizinische Hilfe, obwohl wiederholte Untersuchungen keine körperliche Erkrankung nachweisen können.  

Forschungen zeigen, dass in der Kopfhaut von Betroffenen mit Trichodynie vermehrt das Neuropeptid Substanz P (NPSP) nachgewiesen wurde. NPSP ist ein Botenstoff, der an der Schmerzwahrnehmung und an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Zudem führt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße, was möglicherweise zu einer erhöhten Durchblutung der Kopfhaut führt.

Das Neuropeptid Substanz P (NPSP) und andere ähnliche Botenstoffe wirken sowohl auf das Nervensystem als auch auf das Immunsystem. Laut der psychosomatischen Theorie könnten sie das fehlende Bindeglied zwischen dem Gehirn und der Haut sein, insbesondere wenn ungelöste emotionale Konflikte körperliche Beschwerden auslösen. NPSP könnte eine zentrale Rolle dabei spielen, wie das Nervensystem mit dem Immunsystem und den Blutgefäßen der Haut interagiert. Diese Mechanismen könnten erklären, warum nicht nur äußere Reize (wie Berührung, Wärme oder Chemikalien), sondern auch emotionaler Stress zu Schmerzen oder unangenehmen Empfindungen auf der Kopfhaut führen können.

Trichodynie betrifft meistens die zentro-parietale Kopfhautregion, also die obere Mitte des Kopfes. Interessanterweise ist diese Region eigentlich weniger schmerzempfindlich als andere Bereiche der Kopfhaut. Dies ist auch der Grund, warum in Fällen von Trichotillomanie (zwanghaftes Haarausreißen) Haare oft genau dort entfernt werden.

Bisher werden verschiedene Ansätze ausprobiert, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Dazu gehören milde, nicht reizende Shampoos, örtliche Behandlungen mit juckreizstillenden oder betäubenden Wirkstoffen sowie die Verabreichung von Capsaicin (Wirkstoff aus Chili), trizyklischen Antidepressiva, Gabapentin oder. Pregabalin. Eine vielversprechende Therapie könnte Botulinumtoxin (BTX) sein. BTX verringert die Schmerzempfindlichkeit der Nerven und hemmt die Erweiterung der Blutgefäße, die durch Nervensignale verursacht wird. BTX wird bereits erfolgreich zur Behandlung von chronischen Kopfschmerzen eingesetzt. Interessanterweise gilt eine empfindliche Kopfhaut (Allodynie) als Hinweis darauf, dass die Patienten gut auf diese Behandlung ansprechen könnten.

Da die Symptome auf der Kopfhaut sehr vielfältig sein können, wäre es sinnvoll, die Bezeichnung je nach Art der Symptome und der zugrunde liegenden Erkrankung zu differenzieren, anstatt nur von „Trichodynie“ zu sprechen. Daher wird von einigen Autoren der Begriff „sensitive scalp“ (empfindliche Kopfhaut) genutzt. Dieser umfasst die Trichodynie und andere unangenehme Empfindungen wie Brennen, Juckreiz, Stechen oder Kribbeln. Diese Empfindungen können auftreten, ohne dass sichtbare Hautveränderungen vorliegen, oder mit einer Rötung der Haut einhergehen. Wichtig ist der Ausschluss bzw die Behandlung anderer Kopfhauterkrankungen wie allergische Reaktionen, Ekzeme oder entzündliche Prozesse.

Dr. Andreas Finner (www.trichomed.com), Dr. Uwe Schwichtenberg (www.Derma-Nord.de)

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