Bericht vom 10. Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie: Ergebnisse der Finasterid Zwillings-Studie
19. Oktober 2001 - Dr. Jens Meyer
Vom 10. bis 13. Oktober 2001 fand in München der 10. Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie statt. Im Rahmen eines Satellitensymposiums wurde dort auch über die Ergebnisse der Zwillingsstudie zum anlagebedingten Haarausfall mit Finasterid berichtet (siehe unser Update vom 6. September 2001). Zur Erinnerung: Neun Paare männlicher eineiiger Zwillinge mit Alopecia androgenetica beteiligten sich an einer Studie, in der jeweils ein Zwilling über ein Jahr lang 1mg Finasterid (Propecia) erhielt, der andere Zwilling hingegen nur ein wirkstofffreies Placebo. Weder die behandelnden Ärzte noch die teilnehmenden Zwillinge wussten, welcher von beiden die echte Tablette erhielt (sogenannte Doppelblind-Studie). Durch das Studiendesign mit eineiigen Zwillingen mit fast identischer genetischer Haarausfall-Veranlagung konnte nun erstmals gezeigt werden, wie sich der Haarverlust ohne eine entsprechende Therapie weiterentwickelt hätte.
Nach Abschluss der einjährigen Studie wurden die Ergebnisse anhand von speziellen Kopfhaut-Photographien, Haarzählungen in festgelegten Arealen und standardisierten Fragebögen ausgewertet. Hierbei konnte festgestellt werden, dass alle mit Finasterid behandelten Teilnehmer ihre Haare in vollem Umfang behielten oder sogar eine Zunahme der Haarzahl gemessen werden konnte. In der Placebogruppe hingegen kam es bei 44 Prozent der Männer zu fortschreitendem Haarausfall. Die Auswertung der Patientenfragebögen zeigten folgende Ergebnisse: Gut zwei Drittel der mit Finasterid behandelten Zwillinge gaben an, dass es unter der Therapie zu verstärktem Haarwuchs gekommen sei und sich der Haarausfall verlangsamt habe. In der Placebogruppe war dies nur in 22 Prozent der Fall. Nebenwirkungen der Behandlung traten in beiden Gruppen nicht auf.
In einem weiteren Votrag des Symposiums berichtete Prof. Dr. Hans Wolff, bekannt aus dem Expertenrat von Haarerkrankungen.de, über die Ergebnisse der 5 Jahresstudie mit Finasterid aus der Sicht der Patienten. Wir hatten bereits berichtet, dass in dieser internationalen Studie bei 80 Prozent der männlichen Teilnehmer mit anlagebedingtem Haarausfall ein weiterer Verlust von Haaren gestoppt werden konnte und sich bei ca. 70 Prozent der Patienten eine Zunahme der Haardichte messen ließ. Wie beurteilten aber die Behandelten selbst die Ergebnisse der Therapie?
Bereits nach 6 Monaten zeigte sich, dass die mit Finasterid behandelten Männer im Vergleich zur Placebogruppe eine signifikant (also wissensachaftlich aussagekräftige) höhere Zufriedenheit mit Ihrem vorderen Haaransatz, dem Haar im Scheitelbereich und der Erscheinung Ihrer Haare insgesamt zeigten.
Prof. Wolff wies jedoch abschließend noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass das Ziel einer jeden Behandlung mit Finasterid das Stoppen oder Verlangsamen des Haarausfalls sein sollte. Wachsen tatsächlich Haare nach, werde dieses Ziel noch übertroffen. Wie die Zwillingsstudie noch einmal bestätigt habe, sei Finasterid in einem sehr hohen Prozentsatz in der Lage, das Erreichen dieses Zieles zu ermöglichen. Leider habe natürlich kaum jemand einen Zwillingsbruder zur Seite, um diesen Effekt kontinuierlich zu bestätigen.
2001 | |
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