Genetik bei Haarausfall
10. Mai 2021 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Am 15.04.2021 hielt Frau Prof. Betz von der Universität Bonn auf der virtuellen Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) einen Vortrag zu den Möglichkeiten der Genetik bei Haarerkrankungen. Das Spektrum an zukünftigen Möglichkeiten der Behandlung unterschiedlicher Formen von Haarausfall ist sehr groß. Hoffnungen auf schnelle und klare therapeutische Optionen aus dem Bereich der Genetik wurden in dem hervorragenden Vortrag von Frau Prof. Betz jedoch zunächst gedämpft.
Es gibt seltene Haarerkrankungen mit einem eindeutigen Erbgang, wie z.B. die Monilethrix oder die Alopecia congenita universalis. Hier kann die Genetik zumindest ein Ende der Odyssee bei der Suche nach der Diagnose liefern, wenn auch daraus aktuell keine therapeutischen Konsequenzen erwachsen. Die genetische Abklärung kann Klarheit über den Zusammenhang mit anderen Symptomen liefern und das Wiederholungsrisiko für Familienmitglieder benennen.
Viel schwieriger sind die komplexen Erkrankungen, wie z.B. der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie, AGA) des Mannes. Hier gibt es einige Informationen aus speziellen genetischen Studien. Es sind 71 Genorte beteiligt, weshalb eine genetische Routinediagnostik hier (noch) nicht möglich ist. Es sind Assoziationen zu anderen Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt und Morbus Parkinson beschrieben. Noch weniger ist über die Genetik des anlagebedingten Haarausfalles der Frau bekannt. Die Genorte scheinen sich von denen der AGA des Mannes zu unterscheiden. Neben der Vererbung über viele unterschiedliche Genregionen kommen bei den komplexen Erkrankungen auch noch nicht genetische Faktoren und die Frage hinzu, welche Faktoren die Aktivität eines Genes beeinflussen (Epigenetik).
Etwas weiter kommt man beim kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata, AA). Durch die neuen experimentellen Therapieansätze mit JAK-Inhibitoren ergeben sich auch neue Erkenntnisse zum genetischen Muster der AA. Es gibt 13 Genorte, die bei der Alopecia areata eine Rolle spielen. Es ist jedoch noch unklar, inwiefern welche Genvariante zu der Erkrankung beiträgt.
Eine Übersicht über die Veröffentlichungen der Universität Bonn in Bereich der Genetik von Haarausfall finden Sie unter https://www.humangenetics.uni-bonn.de/de/forschung/forschungsprojekte/haarlosigkeit-ausfall
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