Weltkongress für Haartransplantation 2017 und VDHC- Treffen in Prag
21. Oktober 2017 - Dr. Andreas Finner
Der diesjährige 25. Jahreskongress der Internationalen Gesellschaft für Haartransplantation (ISHRS) fand in Prag statt. Er setzte neue Maßstäbe in der Weiterbildung für neue und fortgeschrittene Haarchirurgen. Zeitgleich fand das diesjährige Treffen des assoziierten Verbandes deutscher Haarchirurgen (VDHC) statt.
Haartransplantationen werden immer beliebter. Die ISHRS hat mittlerweile über 1000 ärztliche Mitglieder aus 70 Ländern. Eine aktuelle Mitgliederbefragung der ISHRS (300 Teilnehmer) ergab weltweit ca. 600 000 Haartransplantationen im Jahr 2016, davon ca. 80 000 in Europa. Das war eine Steigerung um 40% zum Jahr 2014. Etwa die gleiche Anzahl an Prozeduren werden geschätzt von Nichtmitgliedern durchgeführt. Etwa 85% der Patienten waren Männer, ca. 15% waren Frauen. In beiden Gruppen waren ca. 60% der Behandelten zwischen 30 und 49 Jahren alt. Der Anteil an FUE (Punktuelle Einzelextraktion) lag bei 52%, der Anteil an FUT (Streifenentnahme mit Mikroskopvereinzelung) lag bei 44%. Regional gibt es jedoch abhängig von den jeweiligen Haartypen große Unterschiede, da FUT bei feinem Haar schonender und ergiebiger sein kann. Für die Patienten ist es vorteilhaft, wenn der Haarchirurg und sein Team beide Entnahmetechniken beherrschen.
Es fanden Diskussionsrunden, Plenarvorträge und Workshops für Arzte und ihre Assistenten statt.
Eine umfangreiche Industrieausstellung stellte zahlreiche Mikroinstrumente zu Haartransplantation vor, von Pinzetten über Lupen bis zu Mikronadeln.
Bemerkenswert war die Vielzahl an neuen Geräten zur FUE, um die Nachteile der fragilen FUE- Transplantate gegenüber den robusteren FUT- Transpantaten möglichst auszugleichen. Ziel ist eine schonende Extraktion der Haareinheiten, um eine Haarwurzelverletzung zu vermeiden und Follikel mit möglichst viel Umgebungsgewebe zu gewinnen. Dies könnte durch neue Hohlnadeln (Mikropunches) mit weniger scharfen Schnitträndern gelingen. Da die durch Extraktion gewonnenen FUE- Transplantate im Vergleich zu FUT- Transplantaten dünner und verletzlicher sind, könnte die Verwendung von Implanterstiften zum Einsetzen gegenüber Pinzetten schonender sein. Die verschiedenen Techniken wurden im Vorfeld des Weltkongresses bei einem dreitägigen Live- OP- Workshop der ISHRS in Polanica Zdroj (Polen) an unterschiedlichen Patienten demonstriert. Es zeigte sich, dass es nicht in erster Linie auf die Finessen der Geräte, sondern vor allem auf das manuelle Geschick des Haarchirurgen ankommt. Genauere Aussagen werden von Studien einer ISHRS Task Force erwartet.
Weitere Themen waren die Kombination von FUT und FUE für eine größere Ausbeute an Transplantaten (begrenzte Spenderfläche), medikamentöse Therapien (Minoxidil, Finasterid u.a.) und die Ergänzung durch plättchenreiches Plasma aus Eigenblut (PRP), Low Level Laser Therapie, Prostaglandinen und Scalp- Micropigmentierung sowie neue Aspekte der Forschung zu Ursachen und Therapie von Haarausfall (Vorträge renommierter Haarforscher wie Claire Higgins, Ralf Paus und Antonella Tosti). Die zellbasierte Therapie mit Stammzellen lässt weiter auf sich warten, ebenso neue Medikamente oder Gentherapien.
Der Verband der deutschen Haarchirurgen VDHC wurde mit einer Jubiläumsplakette zum 25jährigen Bestehen der ISHRS ausgezeichnet. Auf dem VDHC- Jahrestreffen wurde unterstrichen, dass auch die deutschen Haarchirurgen die ISHRS- Medienkampagne "The doctor performs the Surgery" unterstützen. Für das Gelingen einer Haartransplantation entscheidend ist die persönliche Beratung, Planung und Durchführung durch einen in der Haartransplantation jahrelang erfahrenen Facharzt gemeinsam mit seinem ausgebildeten Team. Dazu hat der VDHC Leitlinien zur Qualitätssicherung erstellt (http://vdhc.de/downloads/VDHC-Leitlinie_HT.pdf).
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