Minoxidil-Tabletten bei Androgenetischer Alopezie (anlagebedingter Haarausfall)?
8. Mai 2024 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Eine kleine Untersuchung deutet darauf hin, dass niedrig dosiertes Minoxidil in Tablettenform (3 mg pro Tag) eine Behandlungsoption für Männer mit anlagebedingtem Haarausfall sein könnte. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift "journal of the american academy of dermatology" veröffentlicht. Bisher kommt Minoxidil bei Haarausfall ausschließlich als Lösung oder Schaum auf der Kopfhaut zum Einsatz.
In der aktuellen Studie verglichen Forscher aus Brasilien die Wirkung von Minoxidil in Tablettenform mit der üblichen Minoxidil-Lösung auf der Kopfhaut. Die Teilnehmer erhielten entweder täglich Minoxidil-Tabletten und verwendeten eine Placebo-Lösung auf der Kopfhaut oder sie benutzten zweimal täglich die Minoxidil-Lösung und nahmen ein Placebo in Tablettenform ein. Die Studie dauerte 24 Wochen und wurde von 68 Teilnehmern beendet.
Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Zunahme der Haardichte zwischen den beiden Gruppen. Die fotografische Analyse zeigte jedoch eine deutlichere Verbesserung im Scheitelbereich für die Gruppe, die die Minoxidil-Tabletten einnahm. Die häufigsten Nebenwirkungen der Tabletten waren verstärktes unerwünschtes Haarwachstum (Hypertrichose) außerhalb der Kopfhaut und Kopfschmerzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass niedrig dosiertes Minoxidil in Tablettenform bei der androgenetischen Alopezie des Mannes nicht grundlegend besser wirkt als die übliche Minoxidil-Lösung. Dennoch wäre es eine gut verträgliche Option für Patienten, die eine orale Therapie bevorzugen oder die die äußerliche Behandlung nicht vertragen können.
Nach unserer Meinung hat die Studie wie so häufig nur eine begrenzte Aussagekraft aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und des relativ kurzen Untersuchungszeitraumes. Gerade in Hinblick auf eventuelle Langzeitnebenwirkungen lassen sich keinerlei Hinweise hieraus ableiten. Es stimmt aber, dass international eine Tablettentherapie mit niedrig dosiertem Minoxidil bei Männern und Frauen häufiger verschrieben wird als in Deutschland.
Bekannt ist jedoch auch, dass es zu Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Wassereinlagerungen in Armen, Beinen und rund um die Augen und selten auch zu einem Herzbeutelerguss kommen kann. Minoxidil wurde in Tablettenform ursprünglich als Medikament zur Behandlung eines erhöhten Blutdruckes eingesetzt. Eine low-dose-Therapie als Tablette bei Haarausfall kann insbesondere bei Unverträglichkeit an der Haut im Einzelfall mit hausärztlicher oder internistischer Überwachung erwogen werden.
Dr. Andreas Finner (www.trichomed.com), Dr. Uwe Schwichtenberg (www.Derma-Nord.de)
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