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Die Grundlagen von Haarwachstum und Haarausfall
10. November 2009 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Der Harfollikel ist eine eigenwillige Minifabrik

"Der Mensch besitzt rund 1 Million Haarfollikel ..." Mit dieser Information begann Prof. Hans Wolff von der Universität München seine rund einstündige Fortbildung für Ärzte auf dem Internetportal Univadis.de. Die meisten dieser "Miniorgane" seien aber als feine Vellushaare über den Körper verteilt. Am Körper entstünden die Probleme, so Prof. Wolff, wenn die feinen Vellushaare durch den Einflus von männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen) zu dicken Terminalhaaren würden (Hirsutismus). Die Hauptperson des Abends war jedoch: Der Terminalhaarfollikel auf der Kopfhaut. Hiervon besitzt jeder Mensch im Durchschnitt 100 000 Stück.

Der Harschaft selbst, der unsere Haare ausmacht, ist ein hochkomplexer Proteinfaden, der in einer Minifabrik unter der Haut, dem Haarfollikel gebildet wird. "Diese Minifabrik weist allerdings einige Besonderheiten auf", erläuterte Prof. Wolff weiter. Die Fingernägel beginnen ihr Wachstum schon im Mutterleib, und wachsen dann das gesamte Leben über kontinuierlich weiter. Das Haarwachstum jedoch verläuft zyklisch in 3 Phasen. In der Wachstumsphase (Anagenphase), wächst das Haar mit einer Geschwindigkeit von zirca einem Zentimeter pro Monat. Die Dauer dieser Wachstumphase kann je nach individueller Veranlagung 2 bis 6 Jahre dauern. Eine Frau mit einer Anagenphasendauer von 6 Jahren kann daher eine Haarlänge von 72 cm erreichen. "Frauen beschweren sich oft in der Haarsprechstunde, dass ihre Haare nur Schulterlang wachsen", so Prof. Wolff. Hier läge dann eine Anagenphasendauer von nur 2 Jahren vor, in der die Haare nur 24 cm lang werden können.

Das Detektivspiel: Wo waren sie in den vergangenen 2-4 Monaten?

Neben diesen normalen Steuerungsvorgängen des Haarwachstums kann es zu medizinischen Störungen des Haarwachstums kommen. So können z.B. Medikamente zu einer vorzeitigen Beendigung der Anagenphase führen. Nach einer nur kurzen Übergangsphase (Katagenphase) treten die Haare dann in die Ruhe-bzw. Ausfallsphase ein (Telogenphase). Diese Ruhephase dauert wiederum 2-4 Monate, bevor das Haar letztendlich ausfällt. Berichtet eine Patientin also über Haarausfall seit 2 Monaten, müsse die Ursache im Zeitraum 4-6 Monate vorher gesucht werden, berichtete Prof. Wolff weiter. Ein Medikament beispielsweise, das relativ häufig zu Haarausfall führe, sei der Blutverdünner Heparin. Kommt man also im Februar mit einem Beinbruch aus dem Skiurlaub und erhält aufgrund der Bettlägrigkeit Heparinspritzen ("Thrombosespritzen"), kann dies im Frühsommer zu Haarusfall führen. Prof. Wolff ergänzte, dass die Nebenwirkung Haarausfall aus rechtlichen Gründen bei den meisten Medikamenten im Beipackzettel stünde, in der Praxis aber vor allem Heparine oder etwas seltener Marcumar als Ursache gefunden würden.

Rasterfahndung: diffuser Haarausfall oder bestimmtes Muster?

Fallen die Haare diffus über den ganzen Kopf verteilt aus, liegt dem zumeist eine vorübergehende (Medikamente, Operation in Vollnarkose, Fieberhafte Erkrankung etc) oder auch eine anhaltende innere Störung (Schilddrüsenfunktionsstörungen, Eisenmangel, Syphilis etc) zu Grunde. Die Behandlung besteht hier in der Behebung der zugerundeliegenden Ursache. Haarverlust kann jedoch auch nur in bestimmten Regionen der Kopfhaut auftreten. Die häufigste, nach einem bestimmten Muster verlaufende Form sei hier die androgenetische Alopezie (AGA). Aufgrund persönlicher Schätzungen nannte Prof. Wolff die folgenden Häufigkeiten für das Auftreten einer AGA: ca. jeder 2. Mann und jede 5. Frau seien im Laufe des Lebens betroffen. Bei 20% der Männer insgesamt trete die AGA schon vor dem 20. Lebensjahr in Erscheinung. Bei den Frauen wiederum seien 10% vor den Wechseljahren und nach den Wechseljahren insgesamt 20% (also jede 5. Frau) betroffen.

Die androgenetische Alopezie könne insbesondere bei Männern unterschiedliche Ausprägungen und Formen annehmen, erklärte Prof. Wolff. Mal sei vor allem die Stirnregion betroffen, mal das Hinterhaupt oder die Geheimratsecken. Auch erreiche nicht jeder Mann das Endstadium einer "Vollglatze". Bei manchen Personen lägen die Gene so, dass irgendwann ein Endstand erreicht sei. So hatte zum Beispiel Willi Brandt schon früh Anzeichen einer AGA, der "Steg" in der Mitte des Kopfes blieb jedoch bis zum Lebensende erhalten. In der Therapie der AGA kommen die Präparate zum Einsatz, die auch hier auf dieser Website ausführlich dargestellt sind. Für unwirksam hält Prof. Wolff hingegen diverse Verfahren oder Präparate wie z.B. Säure-Basen-Reguliergung, "Elektrotrichogenesis", koffeinhaltige Shampoos, Massagen, chirurgische Entlastungsschnitte u.v.m.

Als weitere örtlich begrenzte, aber keinem bestimmten Muster folgende Alopezien, nannte Prof. Wolff die Trichotillomanie (siehe auch unser Bericht vom 20. Mai 2009) und die Alopecia areata (AA). Aber auch eine Pilzinfektion der Kopfhaut könne zu Haarausfall an der Kopfhaut führen. Die Pilze würden in den meisten Fällen von Katzen, Kälbern oder andern Tieren übertragen.

Fehlerhafte Ermittlungen von vornherein vermeiden

Um viel verbreiteten Irrtümern entgegenzutreten betonte Prof. Wolff: "Tragen von Kopfbedeckungen, Haarefärben, Locken drehen oder häufiges Haarewaschen führen nicht zu Haarausfall. Auch nicht der Stahlhelm bei der Bundeswehr. Haarefärben könne nur dann zu Haarausfall führen, wenn sich aufgrund einer Kontaktallergie ein starkes Ekzem der Kopfhaut bilde, und die Haarfollikel vorübergehend geschädigt würden. Auch brächten Haaranalysen in Instituten, oft für viel Geld veranlasst, keinen medizinisch relevanten Nutzen.

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