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Vernarbender Haarausfall

Wenn Kopfhaarfollikel vollständig zerstört werden, kommt es zur Ausbildung von narbigen Arealen auf der Kopfhaut. Diese Form des Haarausfalls ist dann nicht mehr umkehrbar. Die möglichen Ursachen für vernarbenden Haarausfall sind vielfältig. Lesen Sie zu diesem Thema auch den Bericht in der Rubrik "Aktuelles" vom 20. Juli 2020 zur Therapie von vernarbendem Haarausfall und den Bericht vom 20. Mai 2022 über das Symposium "Entzündliche Haar- und Kopfhauterkrankungen" in München.

Physikalische und chemische Ursachen sind Verbrennungen, Verbrühungen und Verätzungen sowie Verletzungen. Es gibt Formen angeborenen Fehlens der Haarfollikel und auch tumorbedingten Haarausfall (Basaliom, Plattenepithelcarcinom, Metastasen).

Entzündungen der Kopfhaut können in einen narbigen Haarausfall münden. Im einzelnen sind dies tiefe bakterielle Infekte, tiefe Pilzinfektionen (Abbildung 1) oder eine Vireninfektion, z.B. Herpes Zoster (Gürtelrose) des behaarten Kopfes. Bei den bakteriellen Infekten sind sehr langwierige und therapieresistente Varianten bekannt. Die Folliculitis decalvans (Abbildung 2) bezeichnet eine zumeist herdförmige Entzündung der Haarfollikel mit folgendem narbigen Haarverlust. Bei der Folliculitis capitis abscedens et suffodiens liegen tiefe Abszesse mit Fistelgängen vor, bei der erosiv-pustulösen Dermatose stehen Pusteln und oberflächliche Wunden im Vordergrund. Allen drei Erkrankungen ist das häufig unzureichende Ansprechen auf lokale und systemische Antibiotika gemein. Häufig ist eine längere Therapie erforderlich, zusätzlich wird eine orale Zinkbehandlung empfohlen, bei umschriebenen Veränderungen ist oft eine chirurgische Sanierung anzuraten.

Abbildung 1: Tiefe Pilzinfektion beim Kind

Abbildung 2: Folliculitis decalvans

Beide Abbildungen aus "Hauptsache Haar" von Ralph M. Trüeb und Doris Lier mit freundlicher Genehmigung des Rüffer&Rub Verlages, Zürich. 304 Seiten, ISBN 3-907625-13-7

Fleckförmige scharf begrenzte Haarausfallherde sieht man bei der Pseudopelade Brocq. Die Diagnose wird mittels einer Kopfhautbiopsie gestellt. Zur Therapie werden Unterspritzungen mit Cortisonlösungen eingesetzt.

Beim chronisch diskoiden Lupus erythematodes, einer Autoimmunkrankheit, kann es bei Befall der Kopfhaut ebenfalls vernarbende Areale geben. Der Lupus äußert sich in roten verhärteten Flecken zumeist an belichteten Regionen. In der Folge kommt es zu Vernarbungen mit verstärkter oder verminderter Pigmentbildung (Abbildung 3). Die wichtigste Maßnahme ist hier der konsequente Lichtschutz. Auch Kopfhautbefall bei Sklerodermie, einer weiteren Autoimmunkrankheit, geht mit narbigem Haarausfall einher.

Abbildung 3: Lupus erythematodes der Kopfhaut

Aus "Hauptsache Haar" von Ralph M. Trüeb und Doris Lier mit freundlicher Genehmigung des Rüffer&Rub Verlages, Zürich. 304 Seiten, ISBN 3-907625-13-7

Eine Knötchenflechte (Lichen ruber planus), die an der Haut stark juckende rötliche flache Knötchen verursacht, kann bei Kopfhautbefall ebenfalls zu herdförmigem narbigen Haarausfall führen (Abbildung 4, Lichen planopilaris). Bei der Therapie werden zumeist cortisonhaltige Cremes bzw. Unterspritzungen mit Cortisonlösungen eingesetzt. Eine Variante des lichen planopilaris ist die frontal fibrosierende Alopezie vom Typ Kossard. Zu diesem Krankheitsbild finden Sie Informationen in dem Bericht der Rubrik Aktuelles vom 12. Januar 2022.

Abbildung 4: Lichen ruber der Kopfhaut (Lichen ruber follicularis bzw Lichen planopilaris)

Aus "Hauptsache Haar" von Ralph M. Trüeb und Doris Lier mit freundlicher Genehmigung des Rüffer&Rub Verlages, Zürich. 304 Seiten, ISBN 3-907625-13-7

Abbildung 4b: Lichen ruber follicularis an der Stirn-Haargrenze

Durch Ablagerung von körpereigenen Stoffen (Muzin) in den Talgdrüsenausführungsgängen (Mucinosis follicularis) kommt es zu umschriebenen münzartigen geschwollenen roten Herden, in denen die Haare ausfallen. Hierbei sollte nach einem möglichen Zusammenhang mit Blutkrebs (Lymphome) gefahndet werden.

Als weitere Ursachen eines narbigen Haarausfalls kommen blasenbildende Hauterkrankungen (z.B. Pemphigus, Pemphigoid, Porphyrien) in Betracht. Zur Diagnose und Therapie der aufgeführten Erkrankungen ist die Konsultation eines Hautarztes erforderlich.

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