Der australische Arzt Steven Kossard beschrieb 1994 ein Krankheitsbild, das er "postmenopausal frontal fibrosing alopecia" nannte. Diese vor allem bei älteren Frauen vorkommende Erkrankung gehört zu der uneinheitlichen Gruppe von Kopfhauterkrankungen, die zu einem vernarbenden Haarausfall führt. Die deutsche Bezeichnung lautet "Frontal fibrosierende Alopezie vom Typ Kossard", abgekürzt FFA. Hierbei kommt es an der Stirn zu einem über die gesamte Breite zurückweichenden Haaransatz, oft begleitet von einem Verlust bzw. einer Ausdünnung der Brauen. Am Rande der Vernarbung stehen häufig einzelne Haare ("lonely hairs"), und im Gesicht sind mitunter rötliche pickelartige Hautveränderungen zu beobachten. Die Häufigkeit der FFA hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die genaue Entstehung der Erkrankung ist noch ungeklärt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Variante des Lichen planopilaris, einer weiteren Erkrankung, die zu vernarbendem Haarausfall führt.. Als (Mit-) Auslöser werden Pflegeprodukte, Haarkosmetika, Sonnenschutzmittel, Kontaktallergien, hormonelle Störungen (zB Schilddrüse) oder Ernährungsfaktoren vermutet.
Betroffen sind vor allem Frauen nach der Menopause, aber auch Männer oder jüngere Frauen können eine FFA entwickeln. Oft besteht gleichzeitig eine androgenetische Alopezie (AGA) vom weiblichen Typ. Gelegentlich kommt es auch zum nicht entzündlichen Verlust von Körperhaaren. Eine aktuellen Studie zeigte, dass 22% der Patientinnen und Patienten mit FFA eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse aufweisen. In der Therapie kommen häufig Kortisonpräparate zum Einsatz, entweder äußerlich aufgetragen oder in die Kopfhaut gespritzt. Aufgrund der vielfach zusätzlich vorhandenen androgenetischen Alopezie ist auch Minoxidil eine Option. Bei Frauen nach der Menopause kann auch ein individueller Heilversuch mit Finasterid begonnen werden. Zu bedenken ist allerdings, dass die Erkrankung nach Absetzen des Präparates meist fortschreitet. Ob die relativ neue Substanzklasse der JAK-Inhibitoren bei der FFA erfolgreich eingesetzt werden kann, werden die kommenden Jahre zeigen.
Zur Diagnostik und individuellen Behandlung einer FFA sollte man sich an eine spezielle Haarsprechstunde (www.Trichocare.de) oder an eine Hautklinik wenden. Ob eine Behandlung zum Stillstand des Fortschreitens der Erkrankung führt, sollte mit Fotos oder Ausmessen der Haargrenze kontrolliert werden. Prinzipiell ist bei der FFA auch eine Haartransplantation möglich. Wichtig ist, dass die Entzündung auf der Kopfhaut nicht aktiv ist und auch nach der Haartransplantation weiter behandelt wird. Manchmal kann später eine erneute Nachverdichtung nötig werden. Wichtig ist die richtige Platzierung der Transplantate, in der Regel werden die Haarwurzeln mit der FU Technik unter dem Mikroskop präpariert und in natürlicher Richtung und Anordnung eingesetzt. Die operativen Arbeitsschritte sollten unbedingt von einem erfahrenen Haarchirurgen persönlich durchgeführt werden.
Dr. Andreas Finner, www.Trichomed.com
Dr. Uwe Schwichtenberg, www.Derma-Nord.de