Anlagebedingter Haarausfall und Rauchen
9. Januar 2008 - Dr. Daniela Kunte
Der anlagebedingte Haarausfall, auch androgenetische Alopezie (AGA) genannt, ist die häufigste Haarausfallform bei Männern. Am häufigsten tritt die AGA bei Männern weißer Herkunft, seltener bei Asiaten, nativen Amerikanern und Amerikanern afrikanischer Herkunft auf.
Ende 2007 wurde in der Fachzeitschrift "Archives of Dermatology" (Vol 143 No. 11, Nov 2007, 1401-1406) von einer Studie berichtet, die den Zusammenhang einer androgenetischen Alopezie und Rauchen bei asiatischen Männern untersucht. Bislang wurden insgesamt 3 Studien zu diesem Thema veröffentlicht, allerdings mit uneinheitlichen Ergebnissen.
Ziel dieser Arbeit war es einerseits, das Auftreten und die Typen der AGA unter taiwanesischen Männern zu bestimmen und die Ergebnisse mit denen anderer Länder zu vergleichen. Andererseits sollte untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen Rauchen, Familiengeschichte und anderen potentiellen Risikofaktoren und dem Auftreten einer AGA hergestellt werden kann. In die aktuelle Studie waren alle männlichen Einwohner von Tainan County in Taiwan eingeschlossen, die 40 Jahre oder älter waren. Insgesamt nahmen im Beobachtungszeitraum von April bis Juni 2005 740 Personen im Alter zwischen 40 bis 91 Jahren teil.
Die Diagnose AGA basierte auf dem Muster des Haarverlustes der Teilnehmer. Der Ausprägungsgrad wurde nach der Norwood- und Ludwig-Klassifikation beurteilt. Im Rahmen eines Interviews wurden Fragen zum Rauchen in Zusammenhang mit anderen möglichen Risikofaktoren und dem Alter bei Beginn der AGA ausgewertet: Rauchgewohnheiten (nie geraucht, aufgehört, dauerhaftes Rauchen von weniger als 20 Zigaretten am Tag und Rauchen von mehr als 20 Zigaretten am Tag), Alter bei Beginn des Rauchens, Quantität, Dauer und Frequenz. Des Weiteren wurden das Körpergewicht, die Körpergröße sowie der Taillen- und Hüftumfang bestimmt. Zudem wurden Bludruckmessungen durchgeführt und Ergebnisse von venösen Blutabnahmen (Blutzucker und Blutfette) gesammelt. Jeder Teilnehmer wurde zusätzlich nach chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, Einnahme blutdruck- und blutfettsenkender Medikamente, starkem Wachstums in der Pubertät, sozioökonomischen Faktoren wie Alter, Beruf und Grad der Ausbildung, sowie Konsum alkoholischer Getränke gefragt. Informationen über Kahlköpfigkeit unter Verwandten ersten, zweiten, oder dritten Grades wurden eingeholt.
Hinsichtlich des Rauchens ergab die Studie folgende Ergebnisse: Raucher hatten ein höheres Risiko für eine mäßige oder schwere AGA. Statistisch bedeutsame Faktoren für die Entstehung einer AGA waren der Rauchstatus (hat nie geraucht/ hat aufgehört zu rauchen/ raucht), der Zigarettenkonsum (aktuell Rauchen von < 20 oder >20 Zigaretten am Tag), die Intensität des Rauchens (Dauer des Rauchens in Jahren x Anzahl Zigaretten am Tag: <350/ ≥350) und Veränderungen der Blutfette (unabhängig von Risikofaktoren wie Alter und Familienanamnese). Die Ursache für den Zusammenhang zwischen Nikotinkonsum und Haarstatus wird in einer geringeren Durchblutung der Haarpapillen, einer DNA-Schädigung der Haarfollikel, oder einer Imbalance im follikulären Enzymsystem vermutet. Eine weitere mögliche Ursache könnte an Veränderungen im Hormonhaushalt durch das Rauchen begründet sein.
Zusammenfassend deutet diese Studie darauf hin, dass die Rauchgewohnheiten, der aktuelle Zigarettenkonsum und die Intensität des Rauchens eine wichtige Rolle in der Entwicklung einer mäßigen oder schweren AGA zu spielen scheinen.
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