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Haarausfall durch Eisen- und Nährstoffmangel

Unsere Haarfollikel gehören mit zu den teilungsaktivsten Zellen des Körpers. Hierfür ist ein hoher Stoffwechselumsatz erforderlich, der seinerseits Nährstoffe (Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate), Vitamine und Spurenelemente benötigt. Vielfach können von diesen Substanzen keine Depots gebildet werden, der Körper ist dann auf eine kontinuierliche Zufuhr angewiesen. In Mangelsituationen kann es daher zu diffusem Haarausfall kommen. In den reichen Industrienationen sind echte "Mangelzustände" jedoch eine Seltenheit und Haarausfall in den meisten Fällen nicht ernährungsbedingt.

Allgemeiner Nährstoffmangel

Eine generelle Mangelzufuhr an Nährstoffen kommt vor allem bei Kindern im Rahmen von Hungersnöten vor. Aber auch Wurmerkrankungen und Nährstoffaufnahmestörungen infolge Darmoperationen bzw. chronischen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) können ein allgemeines Nährstoffdefizit bedingen, dass zum Ausdünnen und schließlich zum Ausfallen der Kopf- und Körperbehaarung führen kann. In den entwickelten Ländern treten Nährstoffmangelsymptome mitunter bei chronischem Alkoholismus und im Rahmen künstlicher Ernährung auf. Einseitige oder übermässige Diätkuren können einen Haarausfall bedingen, der oft auch Monate nach Beenden der Diät noch anhält. Auch können Essstörungen wie z.B. die Magersucht eine Ursache von verstärktem Haarverlust infolge allgemeiner Mangelernährung sein.

Vitaminmangel

Biotin und die Vitamine des Vitamin B-Komplexes sind für den Aufbau von Haaren und Nägeln erforderlich. Mangel an Biotin kann bei exzessivem Verzehr roher Eier sowie bei künstlicher Ernährung mit gleichzeitiger Gabe von Antibiotika entstehen. Wenn möglich sollte eine Kostkorrektur mit Leber, Hülsenfrüchten, Weizenkeimen, Hefe, Nüssen und Milchpulver erfolgen. Falls notwendig kann eine medikamentöse Therapie Biotin-haltigen Präparaten durchgeführt werden.

Vitamin B-Mangelzustände sind zumeist komplex und betreffen mehrere Vitamine der B-Gruppe sowie Mineralien. Die Therapie bei B-Vitaminmangelzuständen sollte zunächst mit einer kombinierten Vitaminzufuhr im natürlichen Verband erfolgen, d.h. durch Getreidevollkornerzeugnisse, Weizenkeime, Kleie, Fleisch, Leber, Milch und Hülsenfrüchte. In Ausnahmefällen mag auch eine medikamentöse Therapie mit Vitaminpräparaten in Betracht kommen.

Bei Vitamin C-Mangel kommt es im Extremfall zum Skorbut mit Zahnfleischbluten und Leistungsknick. Indirekt kann es dann über den blutungsbedingten Eisenmangel und Verhornungen der Follikelöffnungen zu Haarschaftstrukturschäden und Haarausfall kommen. Bei einer Kostkorrektur sind Obst, Kohl (als Rohkost), Kohlrabi und Rettich zu empfehlen. Wer längerfristig hochdosiert Vitamin C-Präparate eingenommen hat, sollte diese nicht abrupt absetzen, um die Gefahr eines Rebound-(Rückfall)-Skorbutes zu vermeiden.

Vitamin A-Mangel kann vor allem Sehstörungen, ausgetrocknete Haut und Haarwachstumsstörungen verursachen. Aber auch eine Überdosierung mit der Folge einer Vitamin A-Vergiftung kann zu Haarausfall führen. Eine ausreichende Vitamin A-Versorgung ist nicht mit Rohkost, sondern eher durch Verzehr von Leber, Butter, fettem Käse sowie Karotten, Spinat, Grünkohl, Chicoree und Broccoli zu erreichen. Bei Verzehr von Gemüse ist auf die gleichzeitige Einnahme von Fetten, die mechanische Zerkleinerung und die ausreichende Garung zu achten.

Mineralstoffmangel

Alle einzelnen Nahrungsbestandteile sind in ihrer Wirkung eng mit den anderen verwoben. Eisen, Kupfer und Vitamin C z.B. ergänzen sich bei ihrem Effekt auf das Haarwachstum. Ein Eisenmangel kann unter Anderem entstehen durch Blutverluste wie zum Beispiel im Rahmen von verstärkten Monatsblutungen, nach Operationen oder Blutungen aus dem Magen-Darm Trakt, durch mangelhafte Eisenzufuhr wie bei streng vegetarischer Kost, verminderter Aufnahme von Nahrungsbestandteilen bei Magen-Darmerkrankungen oder erhöhtem Eisenbedarf wie in der Schwangerschaft, Stillzeit oder in der Wachstumsperiode. Eine Übersicht über mögliche Ursachen eines Eisenmangels gibt Abbildung 1.

Bei Eisenmangel helfen Fleisch, Fisch und Vitamin C-reiche Kost. Exzessiver Kaffee- und Teegenuss sowie der Konsum von Molkereierzeugnissen können einen Eisenmangel verstärken. Wenn die alleinige Nahrungsumstellung nicht ausreicht, kann die Einnahme eines Eisenpräparates erforderlich werden, die grundsätzlich nüchtern erfolgen sollte. Unerwünschte Wirkungen einer Eisenmedikation können unter Anderem Magen-Darm-Störungen wie z.B. Verstopfung (Obstipation) sein. Eine Überdosierung ist besonders bei Kindern unbedingt zu vermeiden.

Ursachen von Eisenmangel

Erhöhter Eisenbedarf:

  • Wachstumsalter (Kleinkindesalter, Jugendalter)
  • Schwangerschaft

Ungenügende Eisenzufuhr in der Nahrung:

  • Kleinkinder; fleisch- und gemüsearme Kost
  • Jugendalter: unregelmäßige Eßgewohnheiten, junk food
  • Im höheren Alter: schlechter Kauapparat, apathisches Verhalten
  • Einseitige Diäten und Ernährungsgewohnheiten

Verminderte Eisenaufnahme über den Magendarmtrakt:

  • Zustand nach chirurgischer Magenverkleinerung oder -entfernung
  • verminderte Magensäurebildung
  • Chronische Durchfälle
  • Chronische entzündliche Darmkrankheiten

Eisenverluste:

  • Monatsblutung (vor allem in Verbindung mit Spirale)
  • Sonstige gynäkologische Blutungen

Blutverluste über den Magendarmtrakt (häufigste Ursachen):

  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
  • Zwerchfellbruch
  • Divertikulose
  • Magen-, Darmkrebs
  • Befall des Darms mit Hakenwürmern (Tropen)

Seltene Blutungsursachen:

  • Blutende Gefäßfehlbildungen des Darms
  • Störungen der Blutgerinnung (Blutplättchen)

Abbildung 1: Ursachen von Eisenmangel

Aus "Hauptsache Haar" von Ralph M. Trüeb und Doris Lier mit freundlicher Genehmigung des Rüffer&Rub Verlages, Zürich. 304 Seiten, ISBN 3-907625-13-7

Kupfermangel kann zu Haarbildungsstörungen mit dünnen, zerbrechlichen Haaren führen. Kupferreiche Kost besteht u.a. aus Getreidevollkornerzeugnissen, Haferflocken, Weizenkeimen, Hülsenfrüchten, Trockenobst, Nüssen, Sonnenblumenkernen, Leber und Trockenhefe. Falls durch eine entsprechende Ernährung mit hohem Gemüseanteil sowie Getreidevollkornerzeugnissen, Haferflocken, Nüssen und Trockenobst kein Ausgleich zu schaffen ist, kann unter ärztlicher Kontrolle eine Medikation in Betracht kommen. Bei eiweißarmer Kost, sowie bei überhöhter Zufuhr von Calcium oder Zink ist die Wirksamkeit von Kupfer im Körper herabgesetzt.

Zinkmangel ist besonders bei vegetarischen Ernährungsformen ein Problem, da Zink vor allem in Fleisch, Käse, Milch und Eiern enthalten ist. Das in Getreideerzeugnissen enthaltene Zink ist bei eiweißarmer Ernährung weniger gut aus dem Darm aufzunehmen. Zinkmangel kann zu Hautentzündungen, schlecht heilenden Wunden und Haarausfall führen. Ist eine medikamentöse Zinkgabe erforderlich, so sollte darauf geachtet werden, dass bei der gleichzeitigen Gabe von Eisenpräparaten die Zinkausnutzung im Darm verschlechtert ist.

Grundsätzlich kann bei allen Formen der Mangelernährung eine medikamentöse Substitution sinnvoll sein, z.B. wenn eine Nahrungsumstellung kurzfristig oder generell nicht möglich ist. Um eventuelle Ursachen einer Mangelernährung aufzudecken und eine entsprechende Behandlung einzuleiten, ist in jedem Fall eine Vorstellung zunächst beim Hausarzt oder beim Arzt für Innere Medizin anzuraten.

Einige der Ernährungstipps sind dem Buch Diätetische Indikationen von Fritz Heepe (Springer Verlag) entnommen, das dem interessierten Leser zur weiterführenden Lektüre empfohlen sei.

Verschiedene Vitamin-, Eiweiß- und Mineralstoffmixe werden zur Stärkung von Haut, Haar und Nägeln angeboten. Diese Präparate sind unter anderen:

  • Gelacet. Enthält Gelatine (ein Eiweiß), das nach Herstellerangaben in der Lage ist, eine Normalisierung der Rate der Haare in der Wachstumsphase herbeizuführen. (Born A., Derm. u. Kosmet. 19: 36-40, 1978).
  • Priorin. Enthält Cystin (eine schwefelhaltige Aminosäure, die reichlich in Weintrauben und Pilzen enthalten ist), sowie einen Gesamtextrakt aus Hirsefrüchten und Calciumpantothenat.
  • Pantovigar. Enthält Aminosäuren und Vitamine der B-Gruppe. Thiaminnitrat, Calciumpantothenat, Medizinalhefe, Cystin, Keratin, p-Aminobenzoesäure.
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