Haarerkrankungen.de

sie sind hier: startseite / erkrankungen & behandlung / behandlung der alopecia areata

Behandlung der Alopecia areata

Da bei 60 bis 80% der Patienten mit gering ausgeprägter Alopecia areata eine Besserung oder eine Abheilung der kahlen Areale innerhalb weniger Monate zu erwarten ist, sollte eine Therapie besonders sorgfältig nach Nutzen-Risiko Erwägungen ausgewählt werden. Bisher gibt es für die Alopecia areata (AA) keine Standardtherapie. Es wird aufgrund der bisherigen Erfahrungen im Umgang mit der AA vor allem das folgende allgemeine Vorgehen empfohlen: Bei geringer Ausprägung und kurzer Bestandsdauer behandelt man äußerlich mit kortisonhaltigen Lösungen und/oder innerlich mit Zinkverbindungen. Nach Abklingen der Akutphase kann sich eine lokale Reiztherapie mit Dithranol anschließen. Dithranol ist ein Wirkstoff, der üblicherweise in der Therapie der Schuppenflechte eingesetzt wird. Häufig reicht es aus, abzuwarten und den körpereigenen Heilungsprozess hierdurch zu unterstützen.

Diverse Therapiemöglichkeiten der Alopecia areata

Die Einnahme von Zink und die Anwendung von Kortisonpräparaten sind bei kurzfristiger Anwendung unter ärztlicher Kontrolle sehr nebenwirkungsarm. Eine Kortisonbehandlung in Tablettenform als Puls- oder Langzeittherapie führt zwar relativ häufig zu Haarwachstum, die Haare fallen aber nach Absetzen der Behandlung meist wieder aus. Durch Tabletten mit unterdrückenden Eigenschaften auf das Immunsystem (Ciclosporin, Methotrexat) können zwar kurzzeitige Besserungen erzielt werden, aber ausgeprägte unerwünschte Wirkungen der Medikamente stehen einem Einsatz im Wege.

Die äußerliche Immuntherapie mit Diphenylcyclopropenon (DCP) wird insbesondere bei größerer Ausdehnung der AA (ab 20 bis 30%) vor allem in Haarsprechstunden von (Universitäts-)Hautkliniken und einigen Hautarztpraxen eingesetzt. Zur Behandlung mit DCP steht ein separater Informationstext zur Verfügung.

Mitte 2022 hat die EU-Kommission einen ersten JAK-Inhibitor (Wirkstoff Baricitinib) für die Behandlung einer schweren Alopecia areata zugelassen. Weiteren Informationen zur Therapie mit JAK-Inhibitoren finden Sie hier.

Eine Haartransplantation macht bei der AA keinen Sinn, da der Entzündungsvorgang auch vor den transplantierten Haaren nicht Halt machen würde und diese somit erneut ausfallen würden. Es kursieren zahlreiche Gerüchte über wirksame "Hausmittel" in der Behandlung der AA. Dies rührt daher, dass die gering ausgeprägte Alopecia areata in vielen Fällen von selbst wieder abheilt (Spontanheilung). In diesen Fällen wird dann oft das gerade angewendete "Hausmittel" als fälschlich wirksam angesehen.

Minoxidil-Lösung (Handelspräparat Regaine) zur Therapie des anlagebedingten Haarausfalls hat in der Behandlung der AA in einigen kleineren Studien zum Teil gute Effekte gezeigt, insgesamt ist jedoch eine abschließende Beurteilung dieser Therapie noch nicht möglich.

Die Lichtbehandlung mit UV-Strahlen wird schon länger in verschiedenen Formen bei der AA eingesetzt. Zur sogenannten "Turbantherapie" mit UV-Licht wurde im Februar 2001 von der Universitäts-Hautklinik Ulm eine Studie an einem kleinen Patientenkollektiv veröffentlicht. In letzter Zeit gibt es vor allem Berichte über einen günstigen Einfluss des 308 nm Excimer-Laser (UVB-Wellenlängenbereich). Eine umfassende Bewertung dieser Therapieoption ist jedoch aufgrund der geringen Patientenzahl noch nicht möglich, so dass sie nicht generell empfohlen werden kann.

Zur Behandlung des kreisrunden Haarausfalls mittels Gentherapie werden immer wieder wissenschaftliche Studien durchgeführt. Bisher allerdings noch ohne konkrete Ergebnisse für die Therapie der AA. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute nicht vollständig bekannt. Unklar ist auch, ob und in welchem Maße bei der Entwicklung der Erkrankung Vererbungsfaktoren eine Rolle spielen.

Lesen Sie zur Therapie der Alopecia areata auch unsere Berichte aus der Rubrik Aktuelles:

Komplementäre Heilverfahren, Zweithaar

Im Bereich der komplementären Heilverfahren bietet insbesondere die traditionelle chinesische Medizin (TCM) einen interessanten Ansatz. Die TCM vereint vor allem die Bereiche der Akupunktur und der chinesischen Kräuterheilkunde. Berichte über gute Einzelerfahrungen von gering bis mittelgrasig ausgeprägten Fällen der AA liegen uns hier z.B. von Prof. Emil Iliev von der Universität Sofia in Bulgarien sowie von Dr. Johannes Greten von der Deutschen Gesellschaft für TCM (DGTCM) vor. Auch für die TCM gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die eine Wirksamkeit bei der AA belegen.

Die Art der Frisur hat keinen Einfluss auf den Heilungsverlauf. Weder Dauerwelle noch Färbungen und Tönungen oder die Häufigkeit der Haarwäsche verstärken eine Alopecia areata. Bei geringem Befund kann daher eine geschickte Frisur, ggf. unter Verwendung von Haarspangen, Haarsprays oder volumenschaffenden Haarkuren sinnvoll sein. Bei ganz ausgeprägtem Befund und hohem seelischen Leidensdruck entscheiden sich manche Patienten zum vorübergehenden Tragen von Zweithaar in Form eines Haarteiles oder einer Perücke. Aus medizinischer Sicht ist nichts dagegen einzuwenden, da das eigene Haar davon nicht beeinträchtigt wird. In welcher Höhe ein Anteil der Kosten von einer Krankenkasse übernommen wird, ist im Einzelfall mit der Kasse zu klären. Das erforderliche ärztliche Attest wird der behandelnde Arzt ausstellen. Informationen zu Zweithaarspezialisten finden Sie auf den Websites des Alopecia areata Deutschland e.V., von Jenny Latz HAIRCOACHING und des Bundesverbandes der Zweithaar-Einzelhändler und zertifizierter Zweithaarpraxen (BVZ).

Die Inhalte von Haarerkrankungen.de können und sollen keinen Arztbesuch ersetzen und stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation oder Selbstdiagnose dar. Die Informationen dieser Webseiten inklusive der Expertenräte sollen zur Erlangung zusätzlicher Informationen zu einer bereits gestellten Diagnose oder zur Vorbereitung eines Arztbesuches dienen. Empfehlungen hinsichtlich Diagnoseverfahren, Therapieformen, Medikamenten oder anderer Produkte werden nicht gegeben.
Bitte lesen Sie hierzu die Nutzungsbedingungen mit Haftungsausschluss. und beachten Sie unsere Datenschutzerklärung
© 2023 medical project design GmbH - Impressum