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Moderne innerliche Behandlung von ausgeprägten Formen der Alopecia areata mit JAK-Inhibitoren

Mitte 2022 hat die EU-Kommission einen ersten JAK-Inhibitor (Wirkstoff Baricitinib) für die Behandlung einer schweren Alopecia areata zugelassen. Die JAK-Inhibitoren sind Substanzen, die Enzyme aus der Gruppe der Januskinasen hemmen. Die Hemmung der Aktivität der Januskinasen wiederum bewirkt eine verminderte Produktion von Botenstoffen wie Interferon-Gamma, die an der Entstehung der Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall, im Weiteren abgekürzt als AA) beteiligt sind. Baricitinib ist bereits seit 2017 auf dem Markt und wurde ursprünglich für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis entwickelt. Eine erste Zulassungserweiterung erfolgte 2020 für die Neurodermitis (atopisches Ekzem).

Wirkschema Baricinitib
Modifiziert nach King B et al. N Engl J Med. 2022;386(18):1687-1699 mit freundlicher Genehmigung

Die potenzielle Wirksamkeit von JAK-Inhibitoren (JAKi) bei AA ist zunächst 2014 bei einem Patienten beschrieben wurde, der zwar unter einer ausgeprägten AA litt, das Medikament aber eigentlich für seine Schuppenflechte erhielt. 2015 erfolgte ein weiterer positiver Fallbericht, und in 2016 wurde die erste kleine Pilotstudie mit Betroffenen mit AA durchgeführt. Später folgten zwei internationale, doppelblinde, placebokontrollierte und randomisierte Zulassungsstudien. Die Ergebnisse zeigten, dass mit Baricitinib eine deutliche Wiederbehaarung der Kopfhaut möglich sein kann. In den Studien konnte auch ein Wachstum von Wimpern und Augenbrauen beobachtet werden.

Die Behandlung der AA mit JAKi ist wegen der hohen Rückfallrate nach Absetzen des Medikamentes eine Dauertherapie, wie auch bei der Neurodermitis und den rheumatischen Erkrankungen. Baricitinib wird als Tablette einmal am Tag verabreicht und zeigte in den Studien ein sehr gutes Verträglichkeitsprofil. Als mögliche Nebenwirkungen einer Therapie werden z.B. Kopfschmerzen, erhöhte Cholesterin-Werte, Atemwegsinfekte, Harnwegsinfektionen, Gürtelrose und Herpes-Infektionen beschrieben.

Der Gesetzgeber hat eine generelle Erstattung der Kosten für Arzneimittel gegen Haarverlust ausgeschlossen. Eine Therapie mit Baricitinib (ca. 1.000 Euro pro Monat) müsste daher bis auf Weiteres aus eigner Tasche gezahlt werden. Es können jedoch durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf individueller Basis Anträge auf eine Übernahme der Kosten an die Krankenkasse gestellt werden.

Weitere Vertreter der JAKi sind die innerlich verabreichten Substanzen Tofacitinib, Ruxolitinib, Baricitinib, Ritlecitinib und Brepocitinib. Darüber hinaus wird bereits an der Anwendung von äußerlich aufzutragenden JAKi geforscht, bisher aber noch ohne aussagekräftige Ergebnisse. Das Problem sei hier, dass der Wirkstoff bis an den tieferen Teil des Haarfollikels gelangen muss, wo die Entzündungszellen sich anlagern. Dies ist nicht ohne weiteres mit einer einfachen Creme zu erreichen.

Angehörige medizinischer Fachkreise finden Informationen zur systematischen Therapie der Alopecia areata im Fachkreisbereich von Haarerkrankungen.de

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