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Die topische Immuntherapie der Alopecia areata mit DCP

Die topische Immuntherapie mit DCP (Diphenylcyclopropenon) ist die effektivste Behandlung schwerer Formen der Alopecia areata (AA). Ein kosmetisch akzeptables Wiederwachstum von Haaren ist nach den Erfahrungen der Haarsprechstunde an der Universitäts-Hautklinik München unter der Leitung von Prof. Dr. H. Wolff bei etwa 30 bis 40% der Patienten möglich. Die Zeit bis zum Eintreten eines ersten positiven Therapieeffektes liegt bei 16 bis 43 Wochen. Entscheidend für einen Therapieerfolg ist die wöchentliche Auslösung einer Ekzemreaktion (Rötung, Schuppung, Juckreiz) an der Kopfhaut durch DCP.

Der Ablauf der DCP-Behandlung ist in 3 Phasen gegliedert. Zunächst wird in der Phase der Allergieerzeugung ein ca. 25 cm2 großer Herd an der Kopfhaut mit 2%iger DCP-Lösung behandelt und so eine Kontaktallergie erzeugt. Nach 2 Wochen beginnt dann die Phase der Konzentrationsermittlung. Hier wird in wöchentlichen Abständen die individuell notwendige Konzentration von DCP ermittelt, welche ein therapeutisch wirksames Ekzem (leichte Rötung, Juckreiz, Schuppung) auf der Kopfhaut erzeugt. In der dritten Phase wird die DCP-Lösung in der ermittelten Konzentration ebenfalls 1x pro Woche aufgetragen. Dabei wird die Substanz unter Schutz der Augen mit einem Wattestäbchen auf die Kopfhaut aufgetragen. Die DCP-Behandlung kann 1 bis 1,5 Jahre dauern, abhängig vom Ansprechen auf die Therapie. Falls nach 6-monatiger Behandlung kein Haarwachstum erzielt werden konnte, wird ggf. ein Abbruch der Behandlung in Erwägung gezogen. Unmittelbares Sonnenlicht ist während der Behandlung zu meiden, da es die Reaktion an der Kopfhaut unerwünscht verstärken kann. Die Kopfhaut darf erst 3 Tage nach der Behandlung wieder gewaschen werden. Für Kinder wird die DCP Behandlung frühestens ab einem Alter von 10 Jahren empfohlen. Einige Zentren behandeln auch erst ab einem späteren Lebensalter.

Schwere Form der Alopecia areata vor (erstes Bild) und nach (zweites Bild) der Therapie mit DCP mit einem sehr guten Behandlungsergebnis, welches je nach Grad der Ausprägung der Erkrankung in ca. 20-40% zu erreichen ist.

Aus "Hauptsache Haar" von Ralph M. Trüeb und Doris Lier mit freundlicher Genehmigung des Rüffer&Rub Verlages, Zürich.
304 Seiten, ISBN 3-907625-13-7

DCP ist kein zugelassenes Medikament, die Behandlung kann also nur als individueller Heilversuch nach besonderer Aufklärung erfolgen. Zahlreiche Studien belegen die Effektivität der DCP-Therapie. Bislang hat jedoch kein Pharmaunternehmen die von den Gesundheitsbehörden geforderten und nötigen Daten erbracht, um eine Zulassung als Medikament zu bewirken. Für DCP existiert kein Patentschutz und somit könnte nach Zulassung als Arzneimittel jedes andere Pharmaunternehmen DCP zur Behandlung der Alopecia areata auf den Markt bringen. Bislang gilt DCP nur als Chemikale (orphan drug). Die Kosten der Behandlung müssen daher von den Patienten oft selbst getragen werden und betragen um die 230 EUR pro Vierteljahr. Die Erstattung der DCP-Therapie durch die Krankenkassen läuft nach einem undurchsichtigen Schema ab. Ob erstattet wird oder nicht, hängt häufig weniger von der Krankenkasse selbst als vielmehr vom zuständigen Sachbearbeiter, der Geschäftsstelle oder dem zuständigen Gutachter des medizinischen Dienstes ab. Hilfreich ist es auf jeden Fall, sich nicht mit einer Ablehnung der Kostenübernahme zufrieden zu geben, sondern sich an übergeordnete Geschäftstellen und deren Leiter zu wenden (z.B. Hauptgeschäftsstelle Bayern). Ebenso hilfreich kann ein Besuch des zuständigen Sachbearbeiters sein. Wenn diese mit der Kahlköpfigkeit von Alopecia areata Patienten konfrontiert sind, wird mitunter einer Kostenerstattung zugestimmt, da das Krankheitsbild der AA oft nicht ausreichend bekannt ist.

Nach vollständigem Wiederwuchs der Haare nach einer DCP-Therapie ist es prinzipiell jederzeit möglich, dass die Haare nach Absetzen der Behandlung wieder ausfallen. Die Therapie wird daher nach vollständigem Wiederwachstum der Haare nicht abrupt, sondern ausschleichen beendet. Das bedeutet, dass die Therapieintervalle langsam vergrößert werden. Aber auch dann ist erneuter Haarverlust immer möglich. Spricht man einmal auf die Therapie mit DCP an, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, bei einem erneuten Schub der Alopecia areata wieder auf diese Behandlung mit Haarwuchs zu reagieren. Auch kann während einer DCP-Behandlung ein Schub der AA eintreten, so dass die zugewonnenen Haare erneut ausgefallen. Der Erfahrung nach ist ein akuter Schub einer AA durch die DCP-Therapie nicht zu beeinflussen. Gegebenenfalls kann die Behandlung dann zu einem späteren Zeitpunkt erneut begonnen werden. Zur Durchführung der topischen Immuntherapie kann bei Erfolglosigkeit von DCP auch SADBE (Quadratsäuredibutylester) verwendet werden. Das Therapieprinzip ist das gleiche. Man löst an der von Alopecia areata betroffenen Kopfhaut ein allergisches Kontaktekzem aus, welches das Haarwachstum fördern soll. Diese Behandlung kann bei einigen Patienten, bei denen DCP nicht erfolgreich war, effektiv sein.

Typische Nebenwirkungen der DCP-Therapie sind vor allem Rötung, Schuppung und Juckreiz in den Behandlungsarealen. Diese drei sind in geringem Maße sogar für den Therapieeffekt erforderlich. Treten jedoch Blasenbildung, Nässen und eine Ausdehnung der Ekzemherde auf den Körper auf, muss die Behandlung unterbrochen und dann in einer geringeren Konzentration fortgesetzt werden. Relativ häufig kommt es zu harmlosen Schwellungen der Lymphknoten im Nackenbereich, die sich von alleine wieder zurückbilden. Patientinnen dürfen während der Behandlung nicht schwanger werden, weil noch keine ausreichenden Erfahrungen über eventuelle Schäden am ungeborenen Kind vorliegen. Auch eine Behandlung in der Stillzeit ist nicht möglich. Bei Hauterkrankungen mit isomorphem Reizeffekt (z.B. Psoriasis, Lichen ruber) kann ein Ausbrechen der Erkrankung durch DCP provoziert werden. Auch bei Vorliegen einer Weißfleckenerkrankung (Vitiligo) darf DCP nicht angewendet werden.

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