Der Wirkstoff Finasterid ist seit Ende Dezember 2022 als Spray zur äußerlichen Anwendung bei Männern mit anlagebedingtem Haarausfall rezeptpflichtig in deutschen Apotheken erhältlich. Finasteridspray wird einmal am Tag mit einem Trichter aufgesprüht, um gezielt die entsprechenden Flächen zu behandeln. Eine Anwendung besteht aus 1-4 Sprühstößen entsprechend der Größe der zu behandelnden Fläche. Jede Stelle soll nur einmal besprüht werden.
Im Folgenden haben wir die häufigsten Fragen aus dem Expertenrat rund um die Anwendung des Präparates zusammengefasst, gefolgt von Berichten aus der Praxis von Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi, Dr. Andreas Finner und Dr. Uwe Schwichtenberg.
- Wie oft wird Fiasteridspray angewendet?
Finasteridspray soll einmal am Tag angewendet werden. Eine Anwendung besteht aus 1-4 Sprühstößen entsprechend der Größe der behandelten Fläche. Jede Stelle soll nur einmal besprüht werden.
- Wie genau funktioniert die Anwendung?
Das Spray wird mit einem Trichter aufgesprüht, um gezielt die entsprechenden Flächen zu behandeln.
- Kann man einfach so von den Tabletten auf das Spray umsteigen?
Der Behandlungseffekt des Sprays konnte in den Studien ab der 12. Woche beobachtet werden. Wenn man ganz sicher gehen will, nimmt man die Finasterid-Tabletten noch drei Monate nach Beginn des Sprays weiter.
- Wirkt das Spray nur dort, wo man es aufträgt? Sollte man es auch vorbeugend auftragen, wo man noch Haare hat?
Das Spray wirkt nur dort, wo es aufgetragen wird. Wenn angrenzende Bereiche vorbeugend mitbehandelt werden sollen, muss das Spray auch dort aufgetragen werden.
- Kann ich das Spray auch nach dem 40. Lebensjahr anwenden?
In der Packungsbeilage ist eine Altersbeschränkung von 18-40 Jahren angegeben. Dies liegt ausschließlich daran, dass die Studienteilnehmer für die zulassungsrelevante Studie Männer zwischen 18 und 40 Jahren waren. Eine Anwendung bei älteren Patienten kann dementsprechend nur off-label erfolgen, also nach Abwägung der Risiken und entsprechender Aufklärung durch die Ärztin oder den Arzt.
- Kann Finasterodspray mit Minoxidil Spray kombiniert werden? Sind Nebenwirkungen an der Kopfhaut zu erwarten?
Finasteridsray wird ein mal pro Tag auf die Kopfhaut aufgetragen, Minoxidil zwei mal. Studien gibt es zu der äußerlichen Kombination der beiden Wirkstoffe nicht. Vom Wirkmechanismus her kann eine Kombination durchaus sinnvoll sein. Je nach individueller Empfindlichkeit der Kopfhaut kann die dreimalige Anwendung eines Haartherapeutikums eventuell zu Reizungen führen. Man sollte dann eventuell Minoxidil Schaum statt der Lösung verwenden, da dieser für die Kopfhaut mitunter besser verträglich ist.
- Was ist, wenn der Haarstatus, den man mit den Tabletten über Jahre gehalten hat, sich unter Anwendung des Sprays verschlechtert?
Wenn dieser Effekt individuell eintritt, kann man nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt wieder zurück auf Finasterid-Tabletten wechseln.
- Kann man Finasteridspray auch bei Frauen anwenden?
Die Hoffnungen einer Wirkung von Finasterid bei Frauen haben sich nicht erfüllt, auch nicht bei der Gabe als Tablette, so dass sich eher keine zusätzliche Wirkung durch das Spray ergeben würde. Konkrete Studien oder Erfahrungen gibt es hierzu nicht. Grundsätzlich gilt laut Angaben des Herstellers: Es muss vermieden werden, dass Kinder oder (schwangere) Frauen mit Finasteridspray in Kontakt kommen.
- Zu welcher Tageszeit soll Finasteridspray aufgetragen werden. Muss ein Abstand zum Waschen der Kopfhaut eingehalten werden?
Der empfohlene Abstand zur Kopfwäsche beträgt sechs Stunden. Deshalb empfiehlt es sich, das Spray zur Nacht anzuwenden.
- Welche Kosten entstehen auch das Spray?
Die Kosten für eine Packung betragen aktuell (Deutschland, Sommer 2025) 74,51 EUR. Je nach Größe der zu behandelnden Fläche soll der Inhalt einer Packung laut Herstellerangaben für einen Zeitraum von 1,5 bis hin zu 6 Monaten ausreichen.
- Erstatten die Krankenkassen die Behandlung?
Eine Erstattung durch gesetzliche Krankenkassen ist wie bei Finasterid als Tablette nicht möglich. Ärztinnen und Ärzte können für das Spray ein Privatrezept ausstellen. Eine Erstattung durch private Krankenkassen kann eventuell individuell möglich sein und muss direkt mit der Krankenkasse besprochen werden.
Berichte aus der Praxis
Im Rahmen einer Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG e.V.) in Berlin berichteten Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi und Dr. Andreas Finner aus Berlin sowie Dr. Uwe Schwichtenberg aus Bremen über ihre Erfahrungen mit Finasteridspray.
Dr. Schwichtenberg beschrieb in seinen einleitenden Worten die Situation, in der Finasteridspray in der täglichen Praxis am häufigsten zum Einsatz käme: Junge Männer mit beginnender androgenetischer Alopezie und dem Ziel, die noch vorhandenen Haare zu erhalten. Die Kosten für eine Packung lägen aktuell bei 80 EUR (Deutschland, Sommer 2025), die bei einem Sprühstoß täglich für 180 Tage reichen würde. Aber selbst bei einer größeren betroffenen Fläche, welche mit vier Sprühstößen behandelt werden müsse, reiche die Menge für 45 Tage. Die meisten Patienten benötigten zwei bis drei Sprühstöße, was wiederum ausreichend sei für eine Behandlung über 90 bis 60 Tage.
Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi berichtete über die Zulassungsstudien für topisches Finasterid. In den Studien mit Finasteridspray seien im Vergleich zu Placebo nicht vermehrt innerliche Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion, Libidoverlust, vermindertes Ejakulationsvolumen oder psychische Beeinträchtigungen beobachtet worden, wie dies in seltenen Fällen bei Einnahme der Tabletten beschrieben wurde. Trotzdem, so Prof. Blume-Peytavi, würden die Patienten über diese unerwünschten Wirkungen aufgeklärt, solange noch keine Langzeitstudien mit Finasteridspray vorlägen.
Hinsichtlich einer möglichen Kombination von Finasteridspray mit Minoxidil-Schaum oder -Lösung äußerte sich Prof. Blume-Peytavi positiv, da beide Wirkstoffe unterschiedliche Wirkmechanismen aufwiesen. Hier sei von einer sich ergänzenden Wirksamkeit auszugehen. Finasteridspray würde dann ein mal und Minoxidil zwei mal pro Tag aufgetragen. Eine Anwendung von Finasteridspray bei Frauen sei allerdings nicht zu empfehlen, auch nicht nach der Menopause. Hier hätten sich sogar die Tabletten als nicht ausreichend wirksam erwiesen. Es müsse darüber hinaus auch vermieden werden, dass Kinder oder Frauen mit Finasteridspray in Kontakt kommen. Abschließend betonte Prof. Blume-Peytavi, dass das Spray nur solange wirke, wie man es anwende. Nach Absetzen des Sprays stelle sich der Ausgangsbefund langsam wieder ein.
Im letzten Vortrag des Symposiums berichtete Dr. Finner (www.trichomed.com) über häufig in der Praxis gestellte Fragen:
- Kommt das Spray auch bei langem Haar auf der Kopfhaut an?
Dr. Finner: Ja, das habe ich mittels computergestützten, stark vergrößerten Aufnahmen von der Kopfhaut getestet.
- Verteilt sich der Sprühstoß gleichmäßig auf der Kopfhaut?
Dr. Finner: Ja, das habe ich auf speziellem Testpapier überprüft.
- Reichen vier Sprühstöße für die Behandlung des gesamten Oberkopfes aus?
Dr. Finner: Ja, auch dies wurde auf Testpapier mit entsprechender Testfläche bestätigt.
- Welches Verfahren ist das beste für eine Haartransplantation?
Dr. Finner: Beide Verfahren zur Entnahme sind gut. Die Streifenentnahme (FUT) erzielt teilweise eine größere Ausbeute an zu transplantierenden Haaren, es bleibt aber eine lineäre Narbe am Hinterkopf. Diese kann mit mittellangen Haaren aber problemlos überdeckt werden. Bei der punktuellen Entnahmetechnik (FUE) sei auch eine Kurzhaarfrisur möglich, es können aber insgesamt etwas weniger Haare entnommen werden, wenn man eine zu starke Ausdünnung am Hinterkopf vermeiden will. Auch Kombinationen sind möglich. Entscheidend sind die langfristige ärztliche Planung und das fachgerechte ärztliche Vorgehen, um die Kopfhaut und Haarwurzeln zu schonen und die Transplantate naturgetreu zu verteilen und zu platzieren. Haarmedikamente sorgen zusätzlich zur Erhaltung vorbestehender Haare.
- Warum wird für das Auftragen von Finasteridspray ein Trichter verwendet?
Dr. Finner: Durch das Verwenden des Trichters kann sich das Spray nicht unkontrolliert in der Umgebung verteilen. Darüber hinaus kann das zu behandelnde Areal besser eingeschätzt werden.
- Kann man einfach so von den Tabletten auf das Spray umsteigen?
Dr. Finner: Ja. Man sollte dann aber optimalerweise mit beiden Präparaten überlappend drei bis sechs Monate behandeln
Abschließend wies Dr. Finner drauf hin, dass man Finasteridspray auch in den noch "normal" aussehenden angrenzenden Bereichen anwenden sollte, insofern man dort bei der trichoskopischen Kopfhautuntersuchung bereits eine Miniaturisierung der Haare erkennen könne.