Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Zwei bis drei Monate nach einer Geburt einsetzender Haarausfall, postpartales Effluvium genannt, ist ein häufig beobachtetes Phänomen. Während der Schwangerschaft sind die Östrogenspiegel (weibliche Geschlechtshormone) im Blut sehr hoch. Deshalb beobachten die meisten Frauen zunächst schönes, dichtes und glänzendes Haar sowie glatte Haut. Mit der Geburt sinken die Östrogenspiegel jedoch stark ab, was den plötzlichen Übertritt von Haaren im Wachstumsstadium in das Ruhe- und Ausfallsstadium zur Folge hat. Diese Haare fallen dann typischerweise 2-3 Monate später aus. Eine Normalisierung dieses postpartalen Effluviums und ein Nachwachsen der verlorenen Haare ist bei den meisten Frauen, auch ohne Therapie, nach mehreren Wochen bis Monaten zu bemerken.
Ein Wiederaufflammen des postpartalen Effluviums nach Jahren ist nicht zu erwarten. Bei längerer Fortdauer des Haarverlustes oder erneut auftretendem Harausfall sollte im Rahmen einer Vorstellung beim Hautarzt geklärt werden, ob eine von der Schwangerschaft unabhängige Form des Haarausfalls wie z. B. eine Alopecia androgenetica oder eine Alopecia areata vorliegt. Vor Beginn einer eventuellen Behandlung muss jedoch beachtet werden, dass Stillen eine Gegenanzeige auch für den Einsatz äußerlich anzuwendender Präparate darstellen kann.
Dr. C. Kunte
Der Haarverlust nach der Geburt, postpartales Effluvium genannt, reguliert sich im Allgemeinen wieder von selbst, eine Therapie ist nicht erfoderlich. Aktuelle Untersuchungen belegen jedoch, dass die unterstützende Anwendung von Pantovigar N, einer Kombination schwefelhaltiger Aminosäuren wie L-Cystin und Vitaminen der B-Gruppe, auch in diesem Fall sinnvoll sein kann.
Prof. Dr. Ralph M. Trüeb berichtete auf der 11. Jahrestagung der EHRS Mitte 2005 in Zürich über eine Studie zum Einsatz von Pantovigar N, eine Kombination natürlicher schwefelhaltiger Aminosäuren wie L-Cystin und Vitaminen der B-Gruppe, bei Frauen mit diffusem Haarausfall ohne erkennbare Ursache. Hinweise für den Nutzen des Präparates geben die Daten einer Placebo-kontrollierten Studie mit 30 Patientinnen. Die Frauen nahmen Pantovigar N oder ein Placebo über sechs Monate ein. Die Wirksamkeit der Behandlung wurde mit Übersichtsfotografien vor und am Ende der Studie und mittels TrichoScan-Aufnahmen ermittelt, mit denen die Anagenhaare (Haare in der Wachstumsphase), die Haarzahl und die Haardichte sowie die Dicke des Haarschafts elektronisch berechnet wurden. Innerhalb eines halben Jahres besserte und normalisierte sich die Rate der Anagenhaare nach Angaben von Prof. Trüeb statistisch signifikant nur in der Pantovigar- und nicht in der Placebo-Gruppe. Haarzahl, Haardichte und kumulierte Haardicke veränderten sich hingegen kaum. Die Übersichtsaufnahmen belegten jedoch ein verbessertes Erscheinungsbild aufgrund der zunehmenden Zahl wachsender Anagenhaare. Für Prof. Trüeb ein Indiz dafür, dass das Präparat sinnvoll gegeben werden könne bei Formen von diffusem Haarausfall ohne erkennbare Ursachen. Unterstützend könne Pantovigar N darüber hinaus bei Haarausfall mit verminderter Rate an Anagenhaaren wie z.B. saisonalem Haarausfall und Haarausfall nach der Geburt eingesetzt werden.
Dr. Jens Meyer
Nach Absetzen von oralen Kontrazeptiva (""Die Pille"") können die Östrogenspiegel (weibliche Geschlechtshormone) im Körper stark absinken, was den plötzlichen Übertritt von Haaren im Wachstumsstadium in das Ruhe- und Ausfallsstadium zur Folge hat. Diese Haare fallen dann typischerweise mehrere Wochen später aus. Nach einiger Zeit kommt es im Allgemeinen jedoch auch ohne Therapie zu einer Normalisierung des Haarausfalls und einem Nachwachsen der verlorenen Haare.
Bei über mehrere Monate anhaltendem oder sehr starkem Haarausfall sollte zur Sicherheit ein Hautarzt aufgesucht werden, um die Diagnose zu überprüfen und gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten.
Dr. C. Kunte
Sie sprechen hier 2 Problemkreise an: 1. diffusen Haarausfall nach Absetzen von Antibabypillen, 2. Therapie des anlagebedingten Haarausfalls mit antiandrogen wirksamen Antibabypillen.
zu 1. Nach Absetzen von oralen Kontrazeptiva (""Antibabypillen"") können die Östrogenspiegel (weibliche Geschlechtshormone) im Körper stark absinken, was den plötzlichen Übertritt von Haaren im Wachstumsstadium in das Ruhe- und Ausfallsstadium zur Folge hat. Diese Haare fallen dann typischerweise mehrere Wochen später aus. Nach einiger Zeit kommt es im Allgemeinen jedoch auch ohne Therapie zu einer Normalisierung dieses diffusen Haarausfalls und einem Nachwachsen der verlorenen Haare. Das Ausmaß des Haarausfalls ist für den Einzelfall jedoch nicht vorhersagbar, auch tritt er nicht in allen Fällen auf.
zu 2. Antiandrogen wirksame Antibabypillen wie z.B. Diane 35 werden auch zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls der Frau eingesetzt. Wenn Sie diese absetzen möchten, kommen andere Behandlungsalternativen in Betracht, wie z.B. 17 alpha Estradiol-haltige Lösungen (Ell Cranell alpha oder Pantostin) oder 5%ige Minoxidillösung (Regaine) im Rahmen eines individuellen Heilversuches. Lesen Sie hierzu auch die Stellungnahmen im Fragenarchiv und im Informationstext zum anlagebedingen Haarausfall der Frau in der Rubrik ""Diagnosen"".
Dr. J. Meyer
Die Gestagene in kontrazeptiven Pillen werden immer wieder angeschuldigt, Haarausfall zu verursachen oder zumindest zu verstärken. Meiner Ansicht nach wird dieser Einfluss weit überschätzt.
Bei Gestagenen, die in Form einer Hormonspirale örtlich verabreicht werden (z.B. in Mirena), sind negative Auswirkungen auf das Haarwachstum kaum zu erwarten.
Einige Anti-Baby-Pillen enthalten Antiandrogene und sind somit unter Umständen sogar therapeutisch gegen den erblich-hormonellen Haarausfall (androgenetische Alopezie) wirksam. Diese Pillen sind u.a. Diane 35, Neo-Eunomin, Belara oder Valette.
Prof. Dr. H. Wolff
Nicht wenige Frauen haben einen dauerhaft erhöhten Haarwechsel. Dieses Phänomen wird als chronisch telogenes Effluvium (CTE) bezeichnet. Erhärtet wird der Verdacht auf CTE durch über Monate oder Jahre hinweg erhöhte Telogenhaarraten (30-40%) in der Haarwurzelanalyse (Trichogramm). Normal wären maximal 20% Telogenhaare, das heißt Haare, die in den nächsten 2-4 Monaten ausfallen bzw. ausgewechselt werden.
Der verstärkte Haarwechsel findet vor allem bei Frauen in oder nach der Menopause (Wechseljahre) statt. Ganz wichtig ist bei diesem Haarwechsel, dass er in der Regel nicht zu einer dauerhaften Haarlichtung im Sinne einer androgenetischen Alopezie führt.
Daher ist dieser erhöhte Haarwechsel - so lange er nicht zu einer sichtbaren Haarverminderung führt - auch nicht behandlungsbedürftig. Kann man jedoch durch sorgfältige medizinische Fotodokumentation tatsächlich eine sichtbare Haarausdünnung feststellen, könnten all die Therapeutika wirksam sein, die auch beim anlagebedingten Haarausfall gut helfen.
Einen sicheren Test um festzustellen, ob das Einsetzen von Implanon (Wirkstoff Etonogestrel) einen Zusammenhang mit dem verstärkten Haarausfall hat gibt es nicht. Ein Hinweis wäre eine Besserung des Haarausfalls nach Entfernung von Implanon.
Dr. C. Kunte
Jede schwere Schädigung haarbildender Zellen durch Chemotherapie, schwere Infekte, Medikamente und andere Noxen kann zum Auftreten dystropher Haare führen. Bei rasch fortschreitendem kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata), auch in diffuser nicht kreisrunder Form möglich, sind häufig dystrophe Haare zu finden.
Die Einnahme von ""Pillen"" führt in aller Regel nicht zu Haarausfall mit dystrophen Haaren.
Dr. C. Kunte
Verstärkter diffuser Haarausfall ist bei Frauen nach den Wechseljahren nicht ungewöhnlich. Wenn dabei keine sichtbare Haarverminderung eintritt, könnte es sich um ein harmloses chronisches telogenes Effluvium (CTE) nach Whiting handeln. Dabei liegt lediglich ein erhöhter Haarwechsel vor, bei dem alle ausgefallenen Haare durch nachwachsende Haare ersetzt werden.
Sollte es jedoch - insbesondere im Mittelscheitelbereich - zu einer Haarlichtung gekommen sein, liegt wahrscheinlich ein anlagebedingter Haarausfall vor. Hier kommen grundsätzlich verschiedene Therapieansätze zum Einsatz.
Aufgrund der Östrogenproblematik bei Brustkrebs empfiehlt sich hier die nicht-hormonelle Therapie mit Minoxidil 2% oder 5% Lösung (Regaine®).
Prof. Dr. H. Wolff
Die Ursache des erblichen, hormonellen (androgenetischen) Haarausfalls bei der Frau liegt nur selten in zu hohen Androgenspiegeln (männliche Geschlechtshormone) im Blut. Meist ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Androgenrezeptoren (Andockstellen der männlichen Geschlechtshormone) der Haarfollikel auf die Androgene ursächlich. Durch eine antiandrogene Therapie mit z. B. Belara werden diese Rezeptoren blockiert, die Androgene können nicht mehr am Haar andocken und deshalb auch nicht mehr so ausgeprägt zu Haarausfall führen. Aus diesem Grund wäre die Therapie mit Belara als Ursache des Haarausfalls eher unwahrscheinlich. Die rasche Besserung des Haarausfalls nach Absetzen der Belara spricht auch gegen eine Schuld von Belara am Haarausfall. Eine Besserung des Haarausfalls nach Absetzen eines auslösenden Medikamentes dauert meist länger.
Dr. C. Kunte