Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Der anlagebedingte Haarausfall setzt in frühestens zu Beginn der Pubertät ein. Zu dieser Zeit steigt die Konzentration der Androgene (männliche Geschlechtshormone) im Blut an. Diese sind neben der genetischen Veranlagung entscheidend für die Manifestation der androgenetischen Alopezie. Im Alter von 8 Jahren dürfte die Pubertät jedoch noch nicht begonnen haben. Trotzdem ist natürlich die androgenetische Alopezie bei weitem die häufigste Ursache für Geheimratsecken!
Seltene andere Ursachen für Geheimratsecken sind bei Frauen straffe Zöpfe, eng zurückgebundene Haare oder Kopftücher, die an den vorderen Haaren ziehen.
Eine seltene genetisch fixierte Erkrankung ist die Alopecia triangularis congenita. Hier entstehen an den Geheimratsecken, jedoch meist einseitig, dreieckige bis ovaläre, fast haarlose Areale. Dies wird in der Regel bis zum 6. Lebensjahr sichtbar. Die harmlose Haarerkrankung schreitet dann im Verlauf des Lebens nicht weiter voran. Andere Ursachen können Unfälle sein (meist einseitig).
Eine Untersuchung mit den Fotos aus der Kindheit in einer Haarsprechstunde ist sicher hilfreich.
Dr. C. Kunte
Bei vernarbendem Haarausfall handelt es sich um sehr seltene Erkrankungen der Kopfhaut, die nichts mit dem erblichen Haarausfall gemeinsam haben.
Dr. C. Kunte
Medikamente und andere Faktorenkönnen das Haarwachstum nur in der Wachstumsphase beeinflussen. Alle Haare, die sich in der Telogenphase (Ausfallsphase) befinden, fallen unweigerlich aus. Da diese Phase etwa 3-4 Monate andauert, führen Einflüsse erst nach dieser Zeit (nach Ausfall aller Haare in der Telogenphase) zu einer Reduktion des täglichen Haarverlustes. Aus diesem Grund sind Therapeutika für androgenetischen Haarverlust auch erst frühestens nach 3-6 Monaten in ihrer Wirksamkeit beurteilbar.
Dr. C. Kunte
Anlagebedingter Haarausfall kann auch erst mit 38 Jahren sichtbar werden. Das Tempo des weiteren Haarausfalls ist dann allerdings relativ gering.
Zunächst sollte eine Haarwurzelanalyse (Trichogramm) erstellt werden. Auch sollten etwa alle 6 Monate Spezialfotografien vom Oberkopf angefertigt werden. Derartige Fotoapparate sind in jeder besseren Haarambulanz verfügbar.
Zeigt sich in den nächsten Monaten tatsächlich eine fortschreitende Haarlichtung, sollte entweder mit Propecia oder Regaine therapiert werden.
Prof. Dr. H. Wolff
Die androgenetische Alopezie des Mannes folgt bei etwa 80% der Männer dem typischen männlichen Geheimratsecken-Lichtungsmuster, das von Hamilton-Norwood klassifiziert wurde. Etwa 20% der Männer haben ein ""weibliches"" Mittelscheitel-Lichtungsmuster, wie es Ludwig als typisch für Frauen beschrieben hat. Biologisch laufen bei allen Männern die selben Vorgänge ab.
Prof. Dr. H. Wolff
Hier scheinen zwei Problemkreise vorzuliegen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
Zum einen liegt wohl ein anlagebedingter Haarausfall vor. Typisch dabei ist, dass sich Haarfollikel miniaturisieren. Androgene (männliche Geschlechtshormone) führen bei genetischer Prädisposition durch eine Verkürzung der Wachstumsphasen zur Miniaturisierung der Haare. Entscheidend ist hierbei das Hormon Dihydrotestosteron. Die von diesen Follikeln gebildeten Haare sind kleiner und feiner als die normalerweise am Kopf zu findenden Haare und fühlen sich flauschig an.
Zum anderen hat der Juckreiz der Kopfhaut mittlerweile eine übersteigerte Krankheitsverarbeitung ausgelöst. Auch wenn es juckt, sollte man nicht so stark reiben, dass sogar kahle Stellen entstehen. Manchmal lässt sich der Juckreiz durch Kortisoncreme-Kopfkappen in den Griff kriegen. In seltenen Fällen kann sich der Juckreiz im psychosomatischen Sinn ""verselbstständigen"", so dass er viel schwerer als sonst behandelbar wird und von dieser Seite her angegangen werden sollte.
Prof. Dr. H. Wolff
Stark erhöhter Haarausfall ist keine Vorraussetzung für die Ausbildung einer Haarlichtung. Bei manchen lichtet sich das Kopfhaar, obwohl kaum merklich Haare ausfallen, bei anderen fallen mehr als hundert Haare täglich aus und trotzdem entsteht keine Glatze. Typisch für den anlagebedingten Haarausfall ist jedoch, dass es Phasen stärkeren Haarausfalls gibt, denen wiederum längere Phasen folgen, in denen kaum Haare ausfallen.
Prof. Dr. H. Wolff
Da die androgenetische Alopezie nicht durch eines, sondern durch mehrere noch unbekannte Gene vererbt wird, ist in keinem Fall vorauszusagen, welche Entwicklung der Sohn eines Vaters mit Glatzenansatz nehmen wird. Die Glatzenbildung kann sowohl weniger als auch stärker ausgeprägt werden als beim Vater. Ein gewisser Anhaltspunkt sind entsprechende Altersvergleiche: Haben Vater und Sohn mit 20 und 30 Jahren ähnliche Haardichten? Wenn ja, wird der Sohn auch mit 40, 50 oder 60 dem Haarkleid des Vaters ähneln.
Prof. Dr. Wolff
Die Haarwurzeln wandeln sich nach vielen Jahren in bindegewebige Stränge um, aus diesen Resten können dann keine Haare mehr wachsen. Da dieser Prozess bei jedem in unterschiedlicher Zeit geschieht, lässt sich der Nachweis dieser nicht mehr reaktivierbaren Bindegewebsstränge nur durch eine Kopfhautbiopsie mit anschließender mikroskopischer Untersuchung bestätigen, was nur im Einzelfall sinnvoll ist. Ebenso individuell nicht vorhersehbar ist der Verlauf der androgenetischen Alopezie. Immer wieder kann es Phasen verstärkten Haarausfalls geben, der gefolgt von Jahren des Stillstands sein kann.
Dr. C. Kunte
Der anlagebedingte Haarausfall (Alopecia androgenetica) beginnt im Allgemeinen im frühen Erwachsenenalter, kann jedoch auch bereits in der Pubertät auftreten, also auch schon vor dem 20. Lebensjahr.
Dr. C. Kunte