Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Der genannte zeitliche Zusammenhang ist durchaus auffällig. Auch Ihre Argumentation mit dem erhöhten ""Substratangebot"" (Testosteron) und dem sich deswegen auch erhöhenden ""Produktanfall"" (Dihydrotestosteron, DHT) ist prinzipiell schlüssig. Allerdings ist die Testosteronerhöhung durch sportliche Aktivität meines Wissens marginal gering, so dass in der Regel kein verstärkter Haarausfall durch deswegen erhöht anfallende DHT-Spiegel auftreten sollte.
Prof. Dr. H. Wolff
Propecia ist eine Tablette zur Behandlung des androgenetischen (hormonellen, erblichen) Haarausfalls des Mannes, einmal täglich einzunehmen. Propecia hemmt selektiv das Enzym 5a-Reduktase Typ II und somit die Umwandlung von Testosteron (Männliches Geschlechtshormon) zu DHT (Dihydrotestosteron). DHT ist neben der erblichen Veranlagung hauptverantwortlich für den androgenetischen Haarausfall. Durch die Hemmung des Enzyms wird der Spiegel von DHT im Serum (Blut) um etwa 70 % gesenkt. Im Rahmen internationaler Studien über fünf Jahre an über 1500 Männern konnte bei über 90 % der Anwender ein Stopp des fortschreitenden Haarverlustes und bei etwa 65 % sogar ein verstärktes Haarwachstum erreicht werden. Richtig ist, dass durch Hemmung der 5a-Reduktase durch Finasterid weniger DHT entsteht und es somit zu einem diskreten Anstieg von Testosteron kommt. Testosteron bleibt jedoch immer im Normbereich. Zudem führt nicht Testosteron, sondern DHT zu androgenetischer Alopezie. Propecia führt nicht zu Haarverlust. Zur genauen Feststellung der Ursache Ihres Haarverlustes sollten Sie einen auf Haarerkrankungen spezialisierten Hautarzt aufsuchen.
Dr. C. Kunte
Zunächst muss angemerkt werden, dass eine Wirkung von Finasterid nach 4 Wochen noch nicht zu erwarten ist. Ein Effekt ist erst nach etwa 4-6 Monaten zu registrieren. Also ist vor allem Geduld gefragt. Ein Tipp, nehmen Sie nicht zerteilte 5 mg Finasterid Tabletten, sondern das für den androgenetischen Haarverlust zugelassene Propecia (1 mg) um eine sichere Wirkung zu gewährleisten. Bislang sind mir noch keinerlei Patienten bekannt, bei denen Finasterid verstärkten Haarverlust ausgelöst hat, was aufgrund der Wirkungsweise auch nicht zu erwarten ist. Das sogenannte Shedding tritt unter Propecia-Therapie nicht auf , im Gegensatz zu einer Behandlung mit Regaine-Lösung. Der von Ihnen beschriebene Haarverlust steht mit größter Wahrscheinlichkeit nicht im Zusammenhang mit der Finasterid-Therapie. Auch ist mir von keinen Patienten bekannt, die unter verstärkten Ekzemen aufgrund einer Finasterid-Therapie gelitten haben.
Dr. C. Kunte
Im Rahmen der zahlreichen Finasterid (Propecia) Studien konnte kein Einfluss des Präparates auf die Samenqualität, also auf die Fruchtbarkeit festgestellt werden. Einige der befragten Patienten gaben jedoch an, dass sich das Ejakulatvolumen reduziert hätte, was allerdings ohne Einfluss auf die Fruchtbarkeit wäre. Im Zweifelsfall können Sie Ihr flüssigeres Ejakulat auf krankhafte Veränderungen hin untersuchen lassen.
Dr. C. Kunte
Die meisten Fälle von Brustvergrösserung sind auf Gewichtszunahme zurückzuführen. Daher glaube ich, dass das auch bei Ihnen vorliegt. Bei Gewichtsabnahme müsste die Brust sich zurückbilden. Trotzdem, und vor allem wegen der Erektionsstörung, rate ich Ihnen, Propecia abzusetzen.
Wenn diese Beschwerden an Propecia lagen, müsste sich die Potenz innerhalb von 1-2 Monaten wieder normalisiert haben. Langzeitimpotenz durch Propecia halte ich für ausgeschlossen. Als Alternative zu Propecia käme eventuell die Behandlung mit Regaine 5% Lösung in Frage.
Prof. H. Wolff
Zunächst würde ich Ihnen raten, Propecia sofort abzusetzen. Wenn Ihre Symptome davon kamen, werden sie innerhalb von etwa 4 Wochen verschwinden. Später kann ggf. nochmals ein Therapieversuch mit Propecia unternommen werden.
Nun zu Ihren Fragen:
Zu 1) Obwohl es keine ""Langzeitschäden"" gibt, empfehle ich, Propecia auf jeden Fall bei vermuteten Nebenwirkungen abzusetzen.
Zu 2) Für die Potenz sollte eigentlich nur Testosteron (T) und nicht DHT zuständig sein. Da T durch Finasterid nicht erniedrigt wird, kommt es in der Regel auch zu keinen Potenzstörungen. Warum 1% der Anwender Potenzstörungen bekommen, kann ich nicht genau erklären.
Prof. H. Wolff
Ein durch Propecia ausgelöstes verstärktes Schwitzen ist nicht bekannt und aufgrund der Wirkmechanismen auch nicht zu erwarten. Deshalb ist es auch nicht sinnvoll diesbezüglich Hormonanalysen vornehmen zu lassen. Da verstärktes Schwitzen jedoch zahlreiche andere Ursachen aheb kann, wie eine Schilddrüsenüberfunktion und anderes, sollten Sie Ihren Hausarzt zur Abklärung aufsuchen. Sollte sich keine spezifische Ursache finden lassen kann es sich um das sehr häufig vorkommende konstitutionell verstärkte Schwitzen handeln. Ihr Hautarzt kann Ihnen hier helfen.
Dr. C. Kunte
Blutdruckerhöhungen können auch schon im jugendlichen Alter auftreten. Die bei Ihnen festgestellte Steigerung ist sicher nicht durch Propecia verursacht worden\[,.\] hierfür gibt es weder in den Studien noch in der täglichen klinischen Erfahrung irgendwelche Anhaltspunkte. Auch halte ich eine Verursachung der Blutdrucksteigerung durch Regaine für ausgeschlossen, da der Wirkstoff Minoxidil als Tablette genommen den Blutdruck senkt und nicht steigert. Daher rate ich zu einer gründlichen internistischen Untersuchung nach den Ursachen.
Prof. H. Wolff
Schwellung und Berührungsempfindlichkeit werden sehr selten von Patienten beschrieben, die Propecia (Finasterid 1 mg) einnehmen. Ob ein direkter Zusammenhang mit derPropecia-Einnahme besteht ist meist nicht klar. Da bei Ihnen bereits eine gründliche Untersuchung der Brust erfolgt ist, sollte diese weiterhin regelmäßig ärztlich angesehen werden. Gegebenenfalls sollte über eine Ultraschalluntersuchung oder eine Mammographie nachgedacht werden. Mit Ihrem Arzt sollten Sie besprechen, ob er ein Absetzen von Propecia empfiehlt.
Das Auftreten von Gynäkomastie (Vergrößerung des Drüsenkörpers) bei Männern unter Proscar (Finasterid 5 mg) Therapie wird gelegentlich beobachtet. Insgesamt fällt die Beurteilung einer Gynäkomastie häufig schwer, da hierfür keine internationalen Richtlinien existieren. Übergewicht führt häufig auch zu einer Vergrößerung der Brust beim Mann, ohne das gleichzeitig eine Gynäkomastie (Vergrößerung des Drüsenkörpers) bestehen muss.
Das Auftreten einer Gynäkomastie unter Propecia (Finasterid 1 mg) Therapie ist nicht zu erwarten.
In jedem Fall ist aber Männern mit plötzlich auftretenden, vor allem einseitigen, Brustschwellungen das Aufsuchen eines Arztes anzuraten, denn auch Männer können an Brustkrebs erkranken.
Ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko besteht bei Proscar (Finasterid 5 mg) Therapie nicht. Im Rahmen von Studien war das relative Risiko von Placebo-Patienten an Brustkrebs zu erkranken sogar größer als bei den Patienten die Finasterid 5 mg erhielten. Insgesamt war die Brustkrebs-Häufigkeit bei den Männern in den Studien aber entsprechend der Häufigkeit für Brustkrebs bei Männern in der Gesamtbevölkerung, also nicht erhöht.
Dr. C. Kunte
Libidoabfall kann in etwa 1% der Anwender durch Propecia (Finasterid 1 mg Tablette) ausgelöst werden. Gewichtszunahme ist bei Männern um die 30 nicht so selten und in den Propecia-Studien eigentlich nicht beschrieben worden. Trotzdem sollten Sie Propecia für 3 Monate absetzen. Falls eine kausale Verbindung besteht, sollte die Libido zu- und das Gewicht abnehmen.
In den Hormon-Stoffwechselwegen kann man praktisch Alles aus Allem metabolisieren. Theoretisch kann daher folgender Mechanismus vorliegen: Propecia --> DHT-Abfall --> Testosteron-Erhöhung --> via Aromatase --> Östrogenerhöhung. Allerdings sollte gerade Testosteron das viszerale Bauchfett eher erniedrigen.
Als Alternative zu Propecia käme die äusserliche Anwendung mit Minoxidil-Lösung (Regaine) in Frage.
Prof. H. Wolff