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Expertenrat Thema Haarausfall im Alltag

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Thema: Starke Einschränkung im Alltag
2004-08-13
Autor:
Jennifer
Ich bin 25 Jahre alt. Kurz nach meinem 22. Geburtstag habe ich das erste Mal verstärkt Haarausfall bemerkt, seit dem sind meine Haare in den Geheinmratsecken und vorne am Pony kontinuierlich dünner und lichter geworden, bis hin zu Stellen, an denen nur noch ganz wenig Flaumhaare wachsen.
Ich habe eine wahre Odysee an Arztbesuchen hinter mir. Jeglicher Anhaltspunkt für Krankheit oder Mangelerscheinung fehlen, da die HA-Verteilung außerdem identisch ist mit der des Mannes, wurde androgenetische Alopezie diagnostiziert.

Das Problem ist zusätzlich, dass ich von Natur aus sehr, sehr feine Haare habe, die ich nie länger als Kinn/Schulter wachsen lassen konnte, da sie quasi null Volumen aufweisen.

Ich bin seit dem gefangen von diesem Problem.

Ich habe das Gefühl, dass eine "Krankheit" an mir "nagt" und ich schleichend, ohne was dagegen tun zu können, immer mehr Haare verlieren werde, bis man es auf der Straße schon von weitem sieht (ich nehme zwar Minox, aber 1. hilft es nicht so gut und 2. soll die Wirksamkeit ja nach 1-2 Jahren ja sowieso weg sein).
Ich habe das Gefühl, meine Weiblichkeit zu verlieren.
Ich starre jeder Frau auf der Straße, im Supermarkt, in der U-Bahn auf den Kopf und vergleiche innerlich, weil ich wissen möchte, ob ich die EINZIGE bin in meinem Alter, welche mit so einem Problem gestraft ist. Habe mal gelesen, dass nur 5% aller Frauen androgentischen Haarausfall bekommen bevor sie 30 sind. Wieso ich, wo ich doch sowieso schon so dünne Haare von Natur aus habe? Diese Fragen quälen mich obwohl ich natürlich weiß, dass es nix bringt.
Und, es klingt jetzt verrückt: Ich habe meine Freizeitaktivitäten stark zurück geschraubt, um zu Hause sitzen zu können und mich im Spiegel zu betrachten. Das ist ein richtiger Zwang geworden. Wenn ich nichts zu tun habe und zu Hause bin, kann es passieren, dass ich den ganzen Tag nichts anderes mache als in den Spiegel auf meine dünnen Haare zu glotzen oder im Internet nach HA zu recherchieren (so wie jetzt).
Kurz: Der HA hat mich voll im Griff.

Natürlich leide ich darunter sehr. Meine Familie + Freunde die davon wissen, sind sehr ungeduldig und meinen, ich müsse mich nur mal endlich gegen mich selbst wehren und dürfe mich nicht so runterziehen lassen. Schließlich würde ich nicht an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden. Aber ehrlich gesagt schaffe ich das nicht!

Ich mache seit ca. 2 Jahren eine Therapie deswegen. Aber immer, wenn ein neuer HA-Schub kommt, bin ich voll im Keller.
Ich habe schon über eine Haarintegration nachgedacht. Habe bei einem darauf spezialisierten Friseur angerufen, der meinte aber schon am Telefon ohne mich gesehen zu haben, wenn ich ganz feine Eigenhaare hätte, würde eine Haarintegration nicht für mich in Frage kommen, da sich die Eigenhaare dann nicht richtig mit den Fremdhaaren vermischen könnten (es gibt anscheinend nur relativ dickes europäisches Echthaar auf dem Markt, damit es verarbeitet werden kann). Also auch eine Hoffnung weniger.

Bald mache ich im Ausland ein Praktikum. Ich sollte mich darauf freuen, aber ich habe auch sehr Angst weil dort in einer WG wohnen werde und ich nicht weiß, wie ich dort mit meinen "Zwängen" umgehen kann.

Sorry, dass ich so nen Roman geschrieben habe. Kann mich irgendwie nicht kurz fassen. Bin für jede Anregung dankbar.
Danke im Voraus und Gruß
Jennifer
Jenny Latz

Expertin
Beiträge:18
2004-09-02
Liebe Jennifer,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage gleich nach der Sommerpause. Einem Sommer, den Sie sicher nicht so genießen konnten wie viele andere. Ich kenne die Angst vor dem Coming-Out-Moment nur zu gut aus meiner eigenen Vergangenheit. Heute bin ich doppelt so alt wie Sie und wünschte mir, dass ich das alles gewusst hätte, was ich heute weiss, als ich in Ihrem Alter war und der schönste Teil des Lebens noch vor mir lag.
Die Frage: Warum ich? ist definitiv die falsche Frage, die Sie nur noch mehr in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit verstricken wird. Sie sind nur eine von vielen jungen Frauen, die schon früh unter androgenetischer Alopezie leiden.
Ohne Sie persönlich zu kennen, bin ich jedoch sicher, dass Ihre Weiblichkeit nicht nur auf Ihren Haaren basiert. Sehen Sie beim Blick in den Spiegel auch andere schöne Punkte in Ihrem Gesicht?
Rückzug, Einschränkung von Freizeitaktivitäten und die ständige Sorge, das Makel (wie Sie es empfinden!) zu verstecken, sind vergleichbar mit dem Verhalten Drogenabhängiger, die permanent in der Angst leben, entdeckt zu werden. Die einen können trotzdem die Drogen nicht loslassen und bei Ihnen sind es die Haare.
Einerseits haben Ihre Familie und Freunde natürlich gut reden, mit Haaren auf dem Kopf. Andererseits können sie auch nichts für Sie tun und sind hilflos. Kein Wunder also, dass Sie Ungeduld ernten.
Sie werden nicht bestraft durch den Haarausfall. Sie bestrafen sich selbst, liebe Jennifer, indem Sie sich um all die schönen Dinge des Lebens bringen und sich jeglichen Genuss versagen.
Es gibt nicht den einen Weg zur Akzeptanz des Haarausfalls. Es gibt nur für jeden einen anderen. Welches Ihrer sein könnte, lässt sich nur in einem persönlichen Gespräch herausfinden.
Noch ein Wort zu dem Frisör. Es scheint sich nicht um einen wirklichen Spezialisten gehandelt zu haben, sonst hätte er Ihnen auf jeden Fall zu einem persönlichen Gespräch geraten. Gerne empfehle ich Ihnen eine Spezialisten in Ihrer Nähe. Zweithaartechnisch lässt sich heute (fast) alles machen. Schicken Sie mir hierzu eine direkte Email über meine Homepage.
Gerne würde ich Ihnen auch für Ihre Zukunft im Ausland Tipps mit auf den Weg geben. Aber auch das lässt sich über dieses anonyme Medium des Expertenrats nicht realisieren.
Sie können sich jedoch gerne mit mir direkt in Verbindung setzen. Ansonsten hoffe ich, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben.

Mit herzlichem Gruß

Jenny Latz

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