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Thema: Psychische Probleme mit HA
2004-04-15
Autor:
Senta
Liebe Frau Latz

Ich bin 39 Jahre und leide seit 1.5 Jahren an HA. Der Haarspezialist an der Uniklinik hat ein Trichogramm gemacht, dies nachdem ich eine Odyssee bei Hautärzten und Naturheilärzten hinter mir hatte. Seine Diagnose lautete vor 1 Jahr: wahrscheinlich AGA. Er ist sich jedoch nicht ganz sicher und meint, es könne bei mir auch psychisch bedingt sein, da ich eine extrem sensible Person sei (was stimmt). Er fotografiert nun alle 3 - 4 Monate meinen Scheitel und tatsächlich hat sich im Bereich der Kopfhaut in den letzten 9 Monaten nichts wesentliches verändert.

Als Therapie erhielt ich Regaine 2 %, wobei ich die Anwendung nur 1 x pro Tag vertrage, da ich einen sehr tiefen Blutdruck habe, und die Pille, die ich schlecht vertrage (Migräne, Schwindel). Die Therapie nützt leidlich. Es gibt Wochen, da geht es besser und kaum mehr Haare fallen aus, dann gibt es wieder Wochen mit starkem HA.

Ich leide unter diesem Hin und Her psychisch extrem. Obwohl man an der Kopfhaut keinen sichtbaren Haarverlust sieht, habe ich das Gefühl, extrem viel weniger Haare auf dem Kopf zu haben. Es gibt Tage, da habe ich das Thema so satt, dass ich mich am liebsten umbringen würde. Ich fühle mich minderwertig, unattraktiv, glücklos und irgendwie bestraft. Wenn ich dran denke, wie es weitergeht mit meinen Haaren (die früher extrem dick und schön gelockt waren), dann breche ich in Panik aus. Ich weiss einfach nicht, wie ich mit diesen Aengsten umgehen soll. Der Arzt hat mir letzes Mal gesagt, ich werde ihn nicht mehr brauchen, wenn ich das Problem für mich gelöst habe. Ich habe das Gefühl, dass er das einfach so sagt, weil er nicht mehr weiter weiss. Tatsache ist, dass z.B. heute beim Haarewaschen wieder extrem viele, auch kurze nachwachsende Haare ausfielen (so an die 500) und dass ich einen Heulkrampf hatte, als wieder Wanne und Boden voll waren.

Ich weiss einfach nicht, wie ich den Zugang zu einer anderen Haltung mir gegenüber finde. Ich war als junge Frau mal Fotomodell und wurde jahrelang durch meine Familie und meinen Exmann extrem auf das Aussehen reduziert.

Oh,nun habe ich meine ganze Angst von der Seele geschrieben. Liebe Frau Latz, ich wäre so dankbar um eine Antwort! Und ich finde es unglaublich toll, wie sie hier mit Rat und Tat den gestressten Leuten zur Seite stehen.

Ganz herzliche Grüsse

Senta
Jenny Latz

Expertin
Beiträge:18
2004-04-21
Liebe Senta,

für Ihre Anfrage möchte ich mich herzlich bedanken. Ihrem Text entnehme ich, dass Sie keine eindeutige Diagnose erhalten haben. Wie ich bereits mehrfach bei Anfragen geäußert habe, bin ich keine Medizinerin und kann, darf und will zu Fragen aus diesem Bereich nicht Stellung nehmen.

Ich plädiere bei der Ärzteschaft jedoch immer wieder dafür, die Patienten offen über Chancen und Risiken Ihrer Erkrankung und der damit verbundenen Behandlungsansätze aufzuklären. Eine solche Vorgehensweise erspart vielen Betroffenen unnötige Enttäuschungen und treibt sie nicht in die Arme von Scharlatanen.

Die von Ihnen empfundene Unsicherheit der Ärzte trägt dazu bei, dass sich Ihre Panik weiter vergrößert. Daher möchte ich Ihnen dazu raten, eine klare Stellungnahme - auch zu den möglichen Prognosen Ihres Haarausfalls und den Therapieaussichten - auf medizinischer Seite einzufordern. Dann wissen Sie zumindest, wie Ihr "Gespenst" aussieht, das Sie in Angst und Schrecken versetzt.

Ich versuche bei Haircoaching-Gesprächen die Dinge stets beim Namen zu nennen. Denn nur so können Sie in die Lage versetzt werden, sich schließlich selbst zu helfen, vorhandene Energien "anzuzapfen" und Persönlichkeitsmerkmale zu stärken. Sinn und Zweck von Haircoaching ist die Hilfe zur Selbsthilfe!

Bei Ihrer Anfrage ist mir aufgefallen, dass Sie sehr häufig den Begriff "extrem" benutzen. Und in solch "extremem" Maße scheinen Sie auch mit Ihrem Haarausfall umzugehen. Auch der Arzt, von dem Sie schreiben, scheint dies erkannt zu haben ("ich werde ihn nicht mehr brauchen, wenn ich das Problem für mich gelöst habe.") Vielleicht weiss er wirklich nicht weiter auf medizinischem Gebiet. Aber, liebe Senta, schieben Sie bitte nicht die ganze Verantwortung anderen zu. Das psychische Problem, die Panik, die der Haarausfall bei Ihnen verursacht, können nur Sie selbst in den Griff bekommen. Ärzte vollbringen keine Wunder und dort, wo Ihnen Wunder versprochen werden, ernten Sie nur Enttäuschungen.

Sie suchen "nach einem Zugang zu einer anderen Haltung" Ihnen gegenüber, wie Sie schreiben. Gleich im nächsten Satz steht jedoch, dass Sie von den Menschen in Ihrem privaten Umfeld "jahrelang auf das Aussehen reduziert" wurden. Diese Aussage beinhaltet den ersten Schritt für eine Lösung aus Ihrem Dilemma. Was ist mit Ihrem Selbstbewusstsein? Haben Sie einmal darüber nachgedacht, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen? Wenn Sie sich "bestraft" fühlen, dann gibt es vermutlich dafür tiefer liegende Ursachen. Auf meiner Homepage finden Sie Tipps und Kontaktmöglichkeiten zu Psychotherapeuten.

Und übrigens: Auch ich habe früher verschiedentlich (damals noch mit Haaren) als Fotomodell gearbeitet. Aber dazu bin ich nicht gekommen wegen meiner Haare, sondern vor allem aufgrund meines Gesichtes und weil ich fotogen bin.

Um weiter ins Detail zu gehen, müsste ich mehr über Sie wissen. Aber ich hoffe, liebe Senta, dass ich Ihnen fürs erste einen Anstoß geben konnte.

Es grüßt Sie herzlich
Jenny Latz

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