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Haarforschung aktuell: Kongressbericht EHRS Meeting 2012, Teil 2
10. Dezember 2012 - Dr. Andreas Finner

Der Vortrag von Dr. Kevin McElwee von der University of British Columbia in Vancouver wurde mit Spannung erwartet. Er präsentierte erste Zwischenergebnisse einer Studie mit Injektionen von autologen stammzell-ähnlichen Zellen aus einem Teil der unteren Haarwurzel (dermal sheath cup), um das Haarwachstum zu verbessern. Haarfollikel wurden von der Rückseite des Kopfes (occipitale Kopfhaut) von 10 Männern und 9 Frauen entnommen. Ihre Cup-Zellen wurden im Labor gewonnen, dann kultiviert und vermehrt und wieder in die von Kahlheit betroffene Kopfhaut mit einer speziellen Stift-ähnlichen Vorrichtung injiziert. Ein Milliliter mit 50-100 Millionen Zellen wurde eingespritzt. Digitale Haarzählungen und Fotos wurden aufgenommen. Erste Ergebnisse nach 6 Monaten zeigen neue gewachsenen Haare sowie Stimulation ausgedünnter ursprünglicher Haare. In 63% der Probanden verbesserten sich die Haarzählungen um mehr als 5% im Vergleich zu Kontrollpatienten (www.replicel.com). Das Verfahren wurde gut vertragen. Die Studie läuft über bis zu zwei Jahre. Größere und längere Studien sind geplant, um das optimale Behandlungsschema, die Dosierung, die Rolle dieser Behandlungsmethode und langfristige Auswirkungen zu beurteilen.

Praktische Aspekte der Diagnose und Behandlung der Haarerkrankungen spielten eine dominierende Rolle in Präsentationen und Diskussionen.

Prof. Ralph Trueb empfahl einen ganzheitlichen Ansatz im Management der androgenetischen Alopezie (AGA), also nicht nur Fokussierung auf Genetik und Androgene, sondern auch auf Entzündung und Fibrose, mikrobielle Besiedlung, Umweltstress und UV-Strahlung. Dr. Annika Vogt von der Charité Hautklinik stellte dem Publikum die evidenz-basierte Therapie der androgenetischen Alopezie gemäß der europäischen S3-Leitlinie vor, welche von einem Expertenteam durch eine systematische Analyse aller zur Verfügung stehenden Literatur und Studien (www.euroderm.org) erstellt wurde. Der diffuse Haarausfall, vor allem das Telogeneffluvium aufgrund einer Störung des Haarzyklus, wurde ebenfalls in einer Reihe von Vorträgen behandelt. Die Differentialdiagnose zur AGA und eine sorgfältige Anamnese sind hier wichtig, um mögliche Ursachen aufzuklären.

Dr. Nilofer Farjo präsentierte die neuesten Techniken der Follikular Unit Haartransplantation bei androgenetischer Alopezie und Narbenbildung. Heutzutage werden Tausende von Spender-Haarfollikeln mit genetisch resistenten Stammzellen aus der hinteren Kopfhaut entnommen, entweder mit einem Stück Haut und mikroskopischer Vereinzelung (FUT) oder durch einzelne Extraktion (FUE). Beide Methoden haben ihre speziellen Anwendungsgebiete je nach Patientensituation. Die Follicular Unit Transplantate (FU) bestehen immer aus 1-4 Haaren und werden in Mikroschlitze in einer natürlichen Richtung und Verteilung transplantiert. Wenn die Haartransplantation von einem erfahrenen Haarchirurgen (www.ishrs.org, www.vdhc.de) durchgeführt wird, lassen sich sehr authentische und dauerhafte Verbesserungen bei Glatze oder schütterem Haar erreichen.

Neuigkeiten rund um das Thema Haarpflege wurden ebenfalls vorgestellt. Der Vortrag von Dr. John Gray behandelte die Entwicklung von weniger allergenen Haarfärbemitteln. Dr. Bianca Piraccini sprach über die mögliche gesundheitliche Gefährdung durch Haarglättungsmittel, die hohe Mengen von Formaldehyd enthalten.

Poster zeigten das große Spektrum der Trichologie

Ein weiterer wichtiger wissenschaftlicher Teil des Kongresses war die Posterausstellung. Klinische Fälle und Grundlagenforschung wurden präsentiert. Themen waren unter anderem Ansätze gegen graue Haare und übermäßigen Haarwuchs, die Charakterisierung und Verwendung von neu geschaffenen Neopapillen und Mikrofollikeln, Hypoxie und menschliche Haar- Stammzellen, Behandlung von Trichotillomanie mit N-Acetylcystein und andere.

Dr. Harry F. Abts und Kollegen von Merz Pharma präsentierten zwei interessante Forschungs-Plakate. Sie haben ein in-vitro-Modell zur Simulation eines verminderten Haarwuchses wie beim diffusem Haarverlust etabliert. Mit diesem Modell konnten die Forscher die Wirkung des Präparates Pantovigar allein und in Kombination untersuchen. Die Forscher konnten zeigen, dass Pantovigar-Inhaltstoffe wie L-Cystin und Thiamin allein einen positiven Einfluss auf die metabolische Aktivität und Proliferation der Keratinozyten im Haarverlust-Modell hatten. Die Kombination der Inhaltsstoffe (genannt Pantogar-in-vitro-Korrelation (IC)) hatte eine noch stärkere positive Auswirkung als einzelne Verbindungen. Die Gruppe konnte auch zeigen, dass Pantogar-IC schützende Wirkungen gegen Umweltstress wie UV-Bestrahlung hat. Die Wirkung wurde nicht durch eine UV-Filterwirkung von Pantogar-IC vermittelt, sondern wahrscheinlich durch eine Verstärkung des Stoffwechsels haarbildender Zellen durch die Pantovigar Bestandteile.

Es gab viele andere Präsentationen aus den Bereichen Alopezie, Mikroskopie und Histologie der Haare, über die Isolierung, Charakterisierung und Rolle der follikulären Stammzellen für Haarwachstum und Wundheilung, Mechanismen bei Alopecia areata, Haaranomalien sowie Hormone und Hirsutismus.

Die nächste Tagung der European Hair Research Society (EHRS) ist gleichzeitig der Weltkongress für Haarfoschung. Er ist das wichtigste Ereignis im Kalender für alle, die ein Interesse an Haaren haben und wird in Edinburgh vom 4.-6. Mai 2013 stattfinden. Nimmt man das diesjährige EHRS-Treffen als Maßstab, wird der Weltkongress 2013 sicherlich weitere spannende Einblicke in die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Grundlagenforschung und der klinischen Haarforschung geben.

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