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Grundlagen und Fortschritte der Haartransplantation
30. September 2011 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Berichte von Kongressen mit Dr. Finner, Dr. Neidel und Prof. Wolff

Auf verschiedenen Kongressen der letzten Monate war die moderne Haartransplantation Thema der fachlichen Diskussion. So trafen sich beim Meeting der European Society of Hair Restoration Surgery (ESHRS) Anfang Juni in München Haarchirurgen aus zahlreichen europäischen Ländern, Asien, den USA und Südamerika zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Operieren. Auch die Expertenratmitglieder Dr. Frank Neidel (Düsseldorf, www.hairdoc.de), Dr. Andreas Finner (Berlin, www.trichomed.com) und Prof. Hans Wolff (Ludwig-Maximilians-Universität München) nahmen teil.

Foto: Dr. Neidel (3.v.l.) und Dr. Finner (rechts) mit Kolleginnen beim Live Surgery Workshop Haartransplantation der ESHRS

Dr. Neidel sprach zum Thema "FUE- Entnahme weltweit". Hierbei ging er auf die Technik der Extraktion einzelner Haareinheiten von 1-4 Haaren vom Hinterkopf ein. Meist erfolgt die Entnahme mittels eines kleinen Hohlbohrers per Hand oder mit einem kleinen Handmotor. Je nach Charakteristik des Haares werden die Instrumente ausgewählt. FUE ist besonders geeignet, wenn die Haare am Hinterkopf kürzer getragen werden sollen, da nur kleinste Narbenpünktchen verbleiben. Jedoch muss zur Entnahme am Hinterkopf eine Rasur erfolgen und die Ausbeute an Haaren insgesamt ist begrenzt, da ja zwischen den Entnahmepunkten immer Haare verbleiben müssen. Eine zu enge Entnahme würde zu einer Ausdünnung am Hinterkopf führen. Dr. Neidel und Dr. Finner empfehlen, dass der Haarchirurg nach einer genauen Untersuchung gemeinsam mit den Patienten die Entnahmemethode auswählt.

Dr. Finner referierte über "Diagnose und medizinische Therapie bei Haarausfall". Dabei ging er auf die verschiedenen Formen des Haarausfalls und die durch Studien abgesicherten Therapiemethoden ein. So sind kürzlich europäische Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der androgenetischen Alopezie (anlagebedingter Haarausfall) erarbeitet worden, die sich an der Evidenz aus kontrollierten Studien orientieren. Wichtig ist eine Erfolgskontrolle der Behandlung mittels Fotos und Computermessungen, da nur so eine dauerhafte Anwendung der Haarmedikamente bewertet und sichergestellt werden kann. Diese digitalen Meßmethoden können auch zur Planung einer Haartransplantation genutzt werden. Haarmedizin zur Erhaltung der Originalhaare ist auch zusätzlich zu einer Haartransplantation wichtig, damit keine neuen ausgedünnten Areale entstehen. So kann oft erreicht werden, dass später keine weitere Haartransplantation zur Verdichtung erfolgen muss.

Prof. Wolff hielt einen Vortrag über "Neueste Entwicklungen in der Trichologie", wobei insbesondere die zukünftige Anwendung von Signalmolekülen und Stammzellen erfolgversprechend ist.

Weitere Themen des ESHRS- Meetings waren u. a. die ästhetischen Regeln beim Entwurf eines neuen Haaransatzes, die trichophytische Verschlusstechnik zur schonenden Entnahme eines schmalen Streifens vom Hinterkopf (minimale Narbe mit hindurchwachsenden Haaren) mit anschließender Mikroskopvereinzelung tausender Haare und die Transplantation von Augenbrauen. Am dritten Tag wurden verschiedene Patienten operiert, wobei Dr. Finner und Dr. Neidel die richtige Anordnung und Ausrichtung tausender feinster Mikroschlitze demonstrierten, in die dann die Transplantate von 1-4 Haaren mittels Juwelierpinzetten eingesetzt werden.

Foto: Die bis zu 2500 Transplantate mit je 1-4 Haaren werden kühl und feucht gehalten und anschließend in Mikroschlitze in der Empfängerzone (z.B. Geheimratsecken, breiter Scheitel) eingesetzt

Auch bei den Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie (DGDC) und der European Hair Research Society stellte Dr. Finner die Grundlagen und neuen Techniken der Haartransplantation vor. Hier der Abstrakt seines Vortrages bei der DGDC:

Die Haartransplantation bietet die Möglichkeit einer dauerhaften Behandlung haarloser und stark ausgedünnter Areale der behaarten Kopfhaut und anderer Areale (Augenbrauen, Bart) durch Umverteilung eigener Haarfollikel. Hauptindikation ist die fortgeschrittene androgenetische Alopezie bei Männern und Frauen. Jedoch auch bei sekundär und eingeschränkt bei ausgebrannter primär vernarbender Alopezie sind gute Ergebnisse erreichbar.

Es werden heutzutage natürliche follikuläre Einheiten (FU) von 1-4 Haaren verwendet. Dadurch sind die Transplantate kleiner und von Originalhaaren nicht mehr unterscheidbar geworden. Die FU können in hoher Anzahl und Dichte verpflanzt werden. Sie werden meist durch Mikroskopvereinzelung aus einem vom Hinterkopf mit trichophytischer Verschlusstechnik (minimale Narbe) entnommenen schmalen Hautstreifen gewonnen. Auch eine Einzelentnahme der FU durch Extraktion kann sinnvoll sein. Die Entnahmemethode richtet sich nach der Situation und den Wünschen der Patienten. Die vital aufbewahrten FU werden in bestimmter Anordnung und Verteilung in Mikroschlitze eingesetzt. Dabei gelten für narbige Alopezien je nach Durchblutung und Atrophie besondere Regeln.

Voraussetzung für den Erfolg der Haartransplantation ist die aufeinander im Team abgestimmte Abfolge der Arbeitsschritte. Im Vorfeld sollte eine exakte individuelle Planung erfolgen, die ein vorausschauendes Gesamtkonzept zur Behandlung der Alopezie umfasst.

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