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Haaraufall bei Frauen und Eisen
19. Januar 2009 - Dr. Daniela Kunte, Dr. U. Schwichtenberg

Der Ferritinwert im Blut gibt Auskunft über die Eisenvorräte des Körpers. Ist ein niedriger Ferritinwert im Blut ein Risikofaktor für Haarverlust bei Frauen? Viele Studien gingen bislang mit uneinheitlichen Ergebnissen dieser Frage nach (wir berichteten). Darunter zeigten einige, dass ein niedriger Ferritinspiegel im Blut Haarverlust bedingen bzw. fördern kann, noch bevor die Zeichen einer Eisenmangelanämie (Form der Blutarmut) auftreten. Viele Hautärzte bestimmen aus diesem Grund routinemäßig bei Frauen mit Haarverlust den Serumferritinwert und verschreiben Eisenpräparate. Andere Studien hingegen konnten diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

Besteht ein Zusammenhang?

2007 hat eine französische Forschergruppe (Deloche C et al., Eur J Dermatol 2007; 17(6): 507-12) gezeigt, dass ein niedriger Ferritingehalt im Blut (Normalwert je nach Labor unterschiedlich, hier 40 - 150 µg/l), ein Risikofaktor für starken Haarverlust bei Frauen vor der Menopause sein kann. Hierzu wurden 5110 Frauen im Alter von 35 bis 60 Jahren mit einem Fragebogen zu ihrem Haarverlust befragt und anschließend in drei Kategorien eingeteilt: kein Haarverlust (43%), mäßiger Haarverlust (48%) und starker Haarverlust (9%). Die Serumferritinwerte wurden im Labor aus Blutproben standardisiert bestimmt.

Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Studienteilnehmerinnen vor der Menopause mit Serumferritinspiegeln <40 µg/l (11,4%) oder <15 µg/l (10,2%) starker Haarverlust deutlich häufiger auftrat. Die Forschergruppe erklärt diesen Zusammenhang durch den hohen Stoffwechselumsatz der Haarfollikelzellen, die zu den teilungsaktivsten Zellen des menschlichen Körpers gehören. Für Eisen würden im Körper keine Depots gebildet, somit sei eine kontinuierliche Zufuhr über die Nahrung erforderlich. Insbesondere Frauen vor der Menopause hätten durch verstärkte Menstruationsblutungen, Schwangerschaft und Stillzeit ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel und damit für Haarausfall, noch bevor Zeichen einer Anämie aufträten. Eine Schwäche dieser Studie ist allerdings, dass der Haarverlust nicht nach Diagnose, sondern mittels Fragebogen (durch die Teilnehmerinnen selbst) klassifiziert war.

Besteht kein Zusammenhang?

Dem gegenüber berichtete Ende 2008 eine Arbeitsgruppe um Prof. Ralph M. Trüeb in der Fachzeitschrift "Dermatology" (217:1-6) von einer Studie, die den Zusammenhang zwischen Serumferritinspiegeln <10 µg/l und Haarverlust bei Frauen mit Hilfe eines etwas anderen Studiendesigns untersuchte. In diese Studie waren 181 ansonsten gesunde Frauen im Durchschnittsalter von 42,39 Jahren und mittleren Serumferritinwerten von 53,14 µg/l eingeschlossen, die entweder unter anlagebedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) und/ oder diffusem Haarausfall litten. Der Haarverlust wurde mit Hilfe eines Trichogrammes (lichtmikroskopische Untersuchung der Haarwurzeln) bestimmt. Auch hier wurden aus den Resultaten statistische Mittelwerte bestimmt und verglichen. Die Autoren kamen hier jedoch zu dem Ergebnis, dass die Rolle des Eisenwertes bei weiblichem Haarverlust vielleicht überbewertet wird und eine therapeutische Eisengabe bei diesen Frauen erneut überdacht werden sollte.

Was tun?

Zusammenfassend ist festzustellen, dass weitere Studien erforderlich sind, um den Zusammenhang zwischen niedrigen Ferritinwerten und Haarverlust besser zu verstehen und gezielt zu behandeln. Vielleicht liegen die Gründe der bisher sehr unterschiedlichen Studienergebnisse aber auch darin, dass es nicht ausreicht, lediglich statistische Mittelwerte zu bestimmen und zu vergleichen. Über den Nutzen einer Eisengabe bei Haarausfall oder anderer Behandlungsmaßnahmen wird jeder Arzt letztendlich individuell für den jeweiligen Fall entscheiden.

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