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Kortison in der Behandlung der Alopecia areata
18. September 2003 - Dr. Jens Meyer

Bei der Behandlung leichter Formen von kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) mit Kortison Creme und Zink-Tabletten handelt es sich um ein altbekanntes Therapieschema. Zu beiden Präparaten existieren jedoch keine großen wissenschaftlich validen Studien, die eine Wirksamkeit belegen, sondern eher Berichte über positive Effekte. Da jedoch bei 60-80 % der Patienten mit gering ausgeprägter Alopecia areata eine Besserung oder eine Abheilung der kahlen Areale innerhalb weniger Monate zu erwarten ist, sollte eine Therapie natürlich besonders sorgfältig nach Nutzen-Risiko Erwägungen ausgewählt werden. Die Einnahme von Zink und die Anwendung von Kortison-Lösung oder -Creme sind bei kurzfristiger Anwendung unter ärztlicher Kontrolle sehr nebenwirkungsarm. Deshalb wird diese Kombinationstherapie bei kurzzeitig bestehender, nicht sehr ausgeprägter Alopecia areata häufig verordnet. Eine systemische (innerliche) Kortisonbehandlung als Puls- oder Langzeittherapie hingegen führt zwar relativ häufig zu Haarwachstum, die Haare fallen nach Absetzen der Behandlung jedoch meist wieder aus. Zudem sind bei Kortisongabe in Tabletten- oder Spritzenform Nebenwirkungen wie z.B. Gewichtszunahme oder Blutdruckanstieg möglich.

Das effektivste Therapieverfahren bei Alopecia areata größerer Ausdehnung (ab 20-30% Haarverlust) ist die topische Immuntherapie mit Diphenylcyclopropenon (DCP). Inwiefern Patienten mit ausgeprägten Formen der AA auch von einer äußerlichen Kortison-Therapie profitieren können, wurde aktuell von einer italienischen Arbeitsgruppe untersucht. Die Ergebnisse wurden in einem medizinischen Fachjournal publiziert (Tosti A et al (2003): Clobetasol propionate 0,05 % under occlusion in the treatment of alopecia totalis/ universalis. J Am Acad Dermatol 49:96-98). Dr. Christian Kunte von der dermatologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Leiter des Expertenrates zur Alopecia areata bei Haarerkrankungen.de, stellte uns eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse zur Verfügung.

"In einer offenen Studie wurden 28 Patienten mit ausgeprägter Alopecia areata mit einer Clobetasolpropionat-haltigen Salbe (sehr starkes Kortisonpräparat der Klasse IV) behandelt. Alle Patienten hatten zuvor schon zahlreiche Therapien erfolglos versucht. Die Betroffenen sollten 2,5 g dieser Salbe täglich auf die rechte Kopfhauthälfte auftragen und über Nacht mit Plastikfolie abdecken (Okklusionstherapie). Diese Therapie sollte an 6 Tagen in der Woche für 6 Monate durchgeführt werden. Ist an der behandelten rechten Kopfhaut Haarwachstum sichtbar geworden, wurde die Therapie auf den ganzen Kopf ausgedehnt. Nach 6 Monaten wurde die Therapie beendet und die Patienten wurden für weitere 6 Monate nachbeobachtet.

6 Patienten haben die Studie nicht beendet, teils aufgrund von Nebenwirkungen, teils aufgrund mangelnder Bereitschaft sich an das Studienprotokoll zu halten. Bei 8 der 28 Patienten ist Haarwachstum an der behandelten Kopfhauthälfte aufgetreten, im weiteren Verlauf an der gesamten Kopfhaut. 3 dieser 8 Patienten verloren ihr Haar wieder, trotz erneuter Therapie. Ein erstes Ansprechen auf die Behandlung war nach 6-14 Wochen zu sehen. Somit haben lediglich 5 von 28 Patienten (17,86 %) zufriedenstellend auf die Behandlung angesprochen. Bei nahezu der Hälfte aller Patienten sind Nebenwirkungen an der behandelten Kopfhaut aufgetreten.

Fazit: Mit Hilfe dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass auch bei schweren Formen der Alopecia areata (Alopecia areata totalis und universalis) mit Hilfe äußerlich aufgebrachter potenter Kortisonsalben unter Okklusion ein spezifischer Therapieeffekt (nachgewiesen in der Halbseitentherapie) zu erzielen ist. Wichtig ist die ausreichend lange Therapie (Ansprechen erst nach 6-14 Wochen). Wie auch bei der innerlichen Kortisonbehandlung fallen bei einem Teil der Patienten die Haare nach Absetzen der Behandlung wieder aus. Nebenwirkungen, meist vorübergehender Art, sind häufig."

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