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EHRS Berichte Teil 3: Finasterid bei Frauen mit Hyperandrogenismus, diffuser Haarausfall bei Frauen nach Eisenmangel
27. Oktober 2002 - Dr. Jens Meyer

Auf der diesjährigen Tagung der Europäischen Gesellschaft für Haarforschung (European Hair Research Society, EHRS) wurden zahlreiche Forschungsergebnisse von Arbeitsgruppen aus allen Teilen der Welt präsentiert (Lesen Sie hierzu auch unsere Berichte vom 4. Oktober 2002 und vom 19. Oktober 2002), von denen wir Ihnen heute zwei weitere interessante Beiträge vorstellen möchten.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus England untersuchte die Wirkung von Finasterid beim anlagebedingten Haarausfall an einer kleinen Gruppe von Frauen mit Hyperandrogenismus (Erhöhung der männlichen Hormone im Blut). Zum Hintergrund: 1 mg Finasterid/Tag (Handelspräparat Propecia) ist seit langem als Haartherapeutikum zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls des Mannes etabliert. Hinsichtlich der Anwendung bei Frauen schrieb Prof. Wolff im Expertenrat bei Haarerkrankungen.de:

"Die Frage nach der Anwendung von Finasterid bei Frauen wird oft gestellt, und das mit Recht. Wie ist die wissenschaftliche Datenlage? Die Wirksamkeit von Finasterid gegen die androgenetische Alopezie bei Männern wurde an Männern zwischen 18 und 40 Jahren bewiesen. Eine Unwirksamkeit von Finasterid bei Frauen wurde bei älteren, postmenopausalen Frauen, meist ab 50 Jahren, beobachtet (Price et al., "Lack of efficacy of finasteride in postmenopausal women with androgenetic alopecia" J Am Acad Dermatol 43: 768-776, 2000). Nicht studiert wurde bisher, ob Finasterid nicht doch bei jüngeren Frauen mit beginnendem Haarausfall wirksam sein könnte. Einige Haarexperten glauben an eine Wirksamkeit von Finasterid bei jüngeren Frauen. Die Substanz müsste dann genauso wie die Antiandrogene Cyproteronacetat (in Diane 35 oder Androcur) oder Chlormadinonacetat (in Neo-Eunomin oder Belara) immer zusammen mit einer sicheren Verhütung gegeben werden. Ich selbst würde bei der derzeitigen Daten- und Rechtslage zunächst auf jeden Fall die Möglichkeiten der dafür zugelassenen Antiandrogene (Belara, Neo-Eunomin, Diane-35, Androcur) ausschöpfen."

In der aktuellen kleinen Untersuchung konnte bei allen 4 teilnehmenden Frauen durch die Einnahme von 1,25 mg Finasterid/Tag zunächst ein Stopp des Haarausfalls und danach wieder zunehmender Haarwuchs erreicht werden. Das vermehrte Haarwachstum zeigte sich bei 2 Teilnehmerinnen bereits nach 6 bzw. 12 Monaten. Darüber hinaus berichteten alle 4 Teilnehmerinnen über eine Verbesserung ihres Hirsutismus (dem männlichen Behaarungstyp entsprechende verstärkte Körper- und Sexualbehaarung).

Aufgrund der unterschiedlichen Ergebnisse im Vergleich mit der oben erwähnten Studie an älteren Frauen nach Beendigung der Regelblutung schlossen die Wissenschaftler, dass nicht alle Typen des anlagebedingten Haarausfalls der Frau dem selben Entstehungsmuster folgen.

Ein weiterer Beitrag des Wissenschaftssymposiums beschäftigte sich mit dem möglichen Zusammenhang zwischen diffusem Haarausfall bei Frauen und Eisenmangel. Das eine Erniedrigung der Eisenreserven im Körper als eventuelle Ursache eines diffusen, also die gesamte Kopfhaut ohne erkennbares Ausfallsmuster betreffender Haarverlust in Betracht kommt, ist seit langem bekannt. Dieser Zusammnhang sollte nun in einer groß angelegten Untersuchung bestätigt werden.

5019 Frauen zwischen 34 und 61 Jahren wurden hierbei per Fragebogen eingeteilt in Gruppen mit mäßigem, starkem und keinem Haarausfall. Die Auswertung der Ergebnisse von Blutuntersuchungen zeigte dabei Folgendes: Frauen mit starken Haarausfall hatten durchschnittlich einen eindeutig niedrigeren Wert für Ferritin, welcher als Indikator des Füllungsgrades der Eisenspeicher im Körper interpretiert werden kann. Die Autoren konnten somit an einem großen Untersuchungskollektiv zeigen, dass Eisenmangel einer der wichtigen Faktoren in den Mechanismen von weiblichem Haarverlust sein könnte.

Die Kurzberichte (Abstracts) zu diesen Themen in Englisch finden Sie auf der Website der EHRS

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